BROCKHAMPTON Saturation

Brockhampton
ALL GOOD Punchline Funktioniert gut.

2017 über Rap zu schreiben, heißt delivery systems zu pflegen; besonders, wenn man mit der Unmenge an Releases in der amerikanischen Szene mithalten will. Genügte es früher noch, sich durch die XXL Freshmanclass des entsprechenden Jahres zu hören, kann es heute länger dauern, bis Talent den Weg zu Ohr findet. Case in point: BROCKHAMPTON, selbsterkorene All American Boy Band, wirklich aber mehr Künstlerkollektiv als kapitalismuskalkulierte Popgruppe mit eigenem Grafik Designer, Web Developer und Produktionsteam.

Hervorgegangen aus AliveSinceForever, Kevin Abstracts kurzlebiger ersten Gruppe, hat der Buzz zugenommen seitdem Abstract selbst mit seinem zweiten Album »American Boyfriend« den Sprung vom Soundcloud-Darling zur Indieperle geschafft hat.

Klugerweise ist Abstract – das bekannteste Mitglied der Gruppe, oder um die Metapher aus einem Interview aufzugreifen: Der Baum, an dem die Anderen Wurzeln schlagen – vor allem für die Hooks verantwortlich. Das schafft Raum für Merlyn Wood, Dom McLennon, Ameer Van, Matt Champion und manchmal die zusätzlichen Vocals von Russell »JOBA« Boring.

Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, wie gut »Saturation« als Album funktioniert. Die von Q3 – einem Duo bestehend aus Jabari Manwarring und Kiko Merley – produzierten Tracks erlauben anfangs die einzelnen Flows und Stimmen voneinander zu unterscheiden, ehe das präsenter werdende Auto-Tune neue Melodien aus ihnen herauskitzelt. Musikalisch spielt »Satisfaction« seine Karten verzögert aus, weiß von härteren, bassgetriebenen Bangern (»Heat«, »Boys«) zu Zurücklehnendem (»Gold«, »Swim«) zu wechseln, ehe sich das Album in der zweiten Hälfte ganz seinen Indie- und Emo-Einflüssen öffnet und beides am Ende synergiert (»Bump«).

War Odd Future – irgendwann musste der Vergleich kommen – immer interessanter als Ausgangspunkt für die entsprechenden Solokarrieren der Mitglieder als die Crewmixtapes, haben BROCKHAMPTON genug Chemie und Zusammenspiel, dass die Tracks unter Wegnahme eines Einzelnen leiden würden.