Rin Hinter den Kulissen:
RIN - »Oldboy«

Gerade ist das Video zu »Oldboy« von RIN erschienen. Michael und Markus Weicker von DIVISION, die das Video gemeinsam mit BWGTBLD realisiert haben, erzählen vom Konzept hinter dem Clip, der Idee zu dem Song und den aufwendigen Dreharbeiten.

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Vermutlich ist »Oldboy« – neben dem Outro mit Lakmann-Shoutout – der spannendste Song auf »Planet Megatron«, dem neuen Mixtape von RIN. Warum? Weil er in einer Tradition mit den anderen beiden Standout-Tracks auf den vorangegangenen Releases des Rappers aus Bietigheim-Bissingen steht. Schon »Error« gab der »Genesis«-EP einen kurzen Ausbruch in Sachen melodramatischer Vibes und »Ich will dass du mich brauchst« verlieh »Eros« trotz oder gerade wegen seiner stumpfen-schwermütigen Ein-Satz-Repetitivität zu nötiger Tiefe.

»Als wir ›Oldboy‹ das erste Mal in der Rough-Version hörten, waren wir erstaunt«, erinnert sich Markus Weicker. »Der Track war so emotional, ehrlich und erwachsen und darüberhinaus noch geniale Hommage an ›808s & Heartbreak‹ von Kanye West. Gerade auf Deutsch hatten wir diesen Stil noch nie so on point gehört und waren davon sofort fasziniert.«

Mit seinen nüchternen Synthieflächen, federnden Hi-Hats, dem raschen Build-Up, im endlosen Nichts verhallende Snare-Drums und düstere Drones ist »Oldboy« tatsächlich nicht nur eine Rückführung auf den »Genesis«-Sound, sondern tatsächlich eine Ode an die Klangästhetik von »808s & Heartbreak«. Jenem vierten Album von Kanye West, das sich vor genau zehn Jahren anschickte, die Rap- und Pop-Welt in ihrem Umgang mit dem Auto-Tune-Effekt und das Melodieverständnis im Rap und der Pop-Musik im Allgemeinen für immer grundlegend zu verändern.

»RIN hat den Track nachdem er die Produktion von OZ und Nico Chiara gehört hat, one-take ohne Text eingerappt«, erzählt Michael Weicker. »Er hat ihn einfach gefreestylt, so wie er ihn gefühlt hat. Ich denke dieses Gefühl schwingt die ganze auch mit und man fühlt diese Direktheit. Es ist ein sehr erwachsener Song, der einen Ausblick auf den erwachsenen RIN gibt.«

Durch die Ehrlichkeit des Tracks fühlten die Weicker-Brüder, Deutschrap-Fans der ersten Stunde, sich an Freundeskreis‘ »Wenn der Vorhang fällt« aus dem Jahr 1997 erinnert. Der dazugehörige Clip wurde, der eine oder andere mag sich noch erinnern, als One-Shot-Video, also eine ungeschnittene Kamerafahrt aus ein und derselben Einstellung realisiert.

»Gerade weil ›Oldboy‹ mehr RIN als seine Kunstfigur ist und er einfach als Mensch, der er ist, seine Emotionen zeigt, fanden wir es spannend, ihn in einem klassizistischen Theater zu zeigen«, sagt Michael Weicker. »Mit dem Unterschied, dass nicht aus dem Zuschauerraum Richtung Bühne gefilmt wird, sondern eben aus einer Perspektive, die man hinter den Kulissen einnimmt.« Laut den Weicker-Brüdern eine Art Gegenthese zu klassischen Pop-Musik-Videos, die immer im Zuschauerraum passieren. »Wir wollten am Ende des Videos einen Blick in das Theater haben, wie ein Fenster in eine andere Welt.«

Gedreht wurde mit einer Arriflex 435 Kamera auf 35mm 3perf. Mit zwei Rollen, also insgesamt 600 Meter Film, waren genau acht Takes möglich. »Letzten Endes hat erst beim achten Take alles gesessen, die Stimmung am Set war sehr intensiv. Das Licht, welches in verschiedene Situationen fadet, damit der Kranschatten nicht sichtbar wird, war sehr aufwendig. Alles musste perfekt in sich greifen.« Auch, weil der Track vor Ort fast auf doppelter Geschwindigkeit abgespielt wurde, um ihn in der Post-Produktion dann wieder in die Normalgeschwindigkeit zu bringen.

Aber warum eigentlich 35mm? Die Videos für das »Eros«-Album und auch »Need for Speed« und »One Night« wurden auf 16mm-Film gedreht und sahen gut aus. »35mm ist nochmal etwas ganz anderes. Die Schärfe, wie das Material mit den Farben umgeht, die Direktheit des Bildes und das Korn ist unverwechselbar. Es ist eben einfach classy, was auch nochmal den erwachsenen Charakter und die Emotionen des Songs unterstreicht. Man muss nur auf das weiße Shirt von RIN schauen, und man weiß das digitales Material niemals so aussehen könnte.«

Apropos Shirt: »Das Jil-Sander-Shirt ist eine Anspielung darauf, wie die Kunst von RIN funktioniert«, erklärt Michael Weicker. Die deutsche Designerin wurde durch ihre minimalistischen und schlichten Entwürfe oft auch als ›Queen of less‹ betitelt. Mit wenig viel zu sagen – eine Eigenschaft, die auch auf RINs Musik zutrifft.

RIN – Oldboy
Regie: Markus und Michael Weicker
Produktsfirma: BWGTBLD GmbH
DP: Jakob Preischl

In unserer Fotostrecke gibt es weitere Impressionen vom Dreh.