STOP / LOOK / LISTEN #91

Aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen: STOP / LOOK / LISTEN ist ab jetzt Gemeinschaftsprojekt! Auch diese Woche haben unsere Autoren wieder jede Menge neue Tracks zusammengetragen.

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Kein Cloud Rap von Yung Lean, Finster Trap von Nacho Picasso, Heat von Casper, Ahzumjot und Portugal. The Man – auch diese Woche haben Johann Voigt (jvoi), Jan Wehn (jw), Alex Engelen (ae) und Florian Weigl (fw) wieder jede Menge frische Songs für euch zusammengestellt.

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  • Yung Lean »Skimask« (prod. Yung Gud)

    Einmal, da hat Yung Lean ein Kind gezeugt, keinen Namen gefunden, aber Onkel Interwebs taufte es Cloud Rap. Aber damals war Yung Lean eben 16 Jahre alt, hat sich dann lieber um sich selbst gekümmert und Cloud Rap, der/die zehnmal schneller wuchs als andere Kinder, ins Internat gesteckt. Dort versauert Cloud Rap und kifft mit Verwöhnten Sörens in rosa Poloshirts. Yung Lean dagegen macht brauchbare Musik, die klingt, wie von der Artschool gesch(m)issen: Wütend, rotzig, traurig. Obwohl der Beat von »Skimask« eigentlich lächerlich simpel produziert ist, schafft es Yung Lean, den Song geil klingen zu lassen. Das ist das Geile daran und noch viel wichtiger: Das ist eben kein Cloud Rap. (jvoi)

  • Future & Young Thug »Patek Water« feat. Offset (prod. DY of 808 Mafia, Rex Kudo & Southside)

    Weil Krächzen das neue Singen ist und zu mumblen cooler ist, als der doofe Logopädie-Termin einmal pro Woche, haben Young Thug und Future ein Mixtape veröffentlicht. Denn beide können das: Krächzen und mumblen und mumblend krächzen. Letztlich versteht man sie ja trotzdem irgendwie und fühlt dazu noch den sogenannten Vibe. Den haben alle Tracks auf »Super Slimey«. Auch »Patek Water« mit Offset. (jvoi)

  • SAINt JHN »Hermes Freestyle«

    Die alte, arrogante Trap-Leier wird einfach nicht langweilig. Denn wenn NY-Native SAINt JHN auf seinem »Hermes Freestyle« über vieles, aber nicht »Hermes«, rappt, aber nicht freestylet, dann macht es Spaß zuzuhören. (jvoi)

  • Gaika »Battalion« feat. Miss Red (prod. Invader ALX, Nick Leon & GAIKA)

    Wer sagt, dass Rap nicht innovativ ist, der soll Gaika hören. Wer sagt, dass Rapper nicht mit Sprache umgehen können, der soll Gaika hören. Wer sagt, dass alle Beats gleich klingen, der soll Gaika hören. Wer sagt, dass Rap zu unpolitisch ist, der soll Gaika hören. Jeder sollte Gaika hören, denn kaum einer macht in London gerade spektakulärere Musik. (jvoi)

  • Blu & Exile »In the Beginning: Before the Heavens«

    Eigentlich möchte man sagen: Wenn Blu & Exile zu einer anderen Zeit ihr weltbewegendes Album »Below The Heavens« veröffentlicht hätten, dann wäre alles ganz anders gekommen. Natürlich ist das Quatsch, weil: Was heißt schon anders bei einem Rapper wie Blu? Für die HipHop-Historiker haben Blu & Exile jetzt »In the Beginning: Before the Heavens« ins Internet gestellt – eine Sammlung von Songs, die während der Aufnahmen zu »Below The Heavens« entstanden sind. (ae)

  • blackbear »bright pink tims« feat. Cam'ron

    Vor ziemlich genau 12 Jahren wurde auf Cam’ron in seinem Pink Lambo geschossen. Er fuhr sich selbst ins Krankenhaus und überlebte Gott sei Dank. Auch damit er Songs wie »bright pink tims« gemeinsam mit blackbear machen kann. (ae)

  • Show Me The Body »K-9«

    Einer der angenehmsten Nebeneffekte der anhaltenden Annäherung zwischen Hip-Hop und Hardcore/Punk, ist, dass ich jetzt sorgenfrei von jeglichem Backlash die neue Single »K-9« von Show Me The Body in SLL packen kann. Wem dies zusagt, sei auch erneut das bereits im April erschienene Mixtape »Corpus, I« ans Herz gelegt, das u.a Kollaborationen mit Denzel Curry, Cities Aviv und Princess Nokia aufbietet. (fw)

  • Nacho Picasso »Anything« (prod. Harry Fraud & Adrian Lau)

    Nacho Picasso, wenn überhaupt, dann meistens durch seine Kollaborationen mit Black Sky Blue Death bekannt, war in den letzten Jahren immer mehr Solo und mit neuem Konzept unterwegs. Wer einen Throwback an den Horrorcore der 90er sucht, sei schwarzen Herzens an das »AntiHero Vol.2« Mixtape mit Leadsingle »Anything« verwiesen. Finster-Trap, der etwas mehr Lichtblicke zulässt, als das Mixtape vor einem Jahr, aber für Halloween immer noch stimmen sollte. (fw)

  • Jel »Foot in Sky«-EP

    Im Producer’s Corner: Für alle die Abwechslung vom Alltagstrap (ha!) suchen, finden diese in der neuen »Foot in Sky«- EP von Jel (Themselves, 13 & God, cLOUDDEAD). Persönlicher Lieblingstrack und hier ausgestellt: Jel’s Remix von The Difference Machine’s „It’s Alive“ in der instrumentalen Version. (fw)

  • Lakmann + Orange Field »Gib mir nur einen Grund« (prod. Orange Field)

    Hands down: »Fear of a wack Planet« ist vermutlich eines der besten Deutschrap-Releases 2017. Warum? Weil L-A-K sich seit über 20 Jahren einen Dreck um Triplet-Flows oder andere tagesaktuelle Trends schert und trotzdem nicht den hängengebliebenen HipHop-Nazi mimt, sondern einfach abliefert. »Gib mir nur einen Grund« wurde wie der Rest des neuen Albums komplett von den Orange-Field-Jungs produziert und kommt mit angeschubstem Soulsample, ordentlich Schmackes auf den Drums und einem nostalgischen Linkshänder-Lakmann am Stift. Aaaah! (jw)

  • Miles Bonny »Let It Out« (prod. Ta-Ku)

    Die Welt ist hässlich, scheiße und gemein. Aber manchmal ist sie zum Weinen schön. Miles Bonny und Ta-Ku haben eine gemeinsame EP aufgenommen. Sie heißt »Let It Out« und manchmal ist sie zum Weinen schön. (ae)

  • Danger Incorporated »Ashley Olsen«

    Awful Records hat in den letzten Jahren zu einer festen Größe in Atlantas Underground gemausert. Neu im Rooster und mit der ersten LP »Birds Fly By Night« am Start sind Danger Incorporated, bestehend aus Louie Duffelbags‘ weißgesungenen Soul und Boothlords Flows. Auf Albumlänge definitiv noch ausbaubar, aber „Ashley Olsen“ ist als Single ein Killer! (fw)

  • GRiNGO »VIER VIER« (prod. GOLDFINGER) feat. BRUDI030, YA , HASAN.K & KALAZH44

    Neue Straßenrap-Vibes kommen auch aus Berlin Neukölln. GRiNGO, BRUDI030, YA , HASAN.K und KALAZH44 reflektieren ihre Paranoia auf der Straße, leben mittlerweile aber scheinbar entspannter. »VIER VIER« mit charakteristischem LoFi-Video ist nämlich smooth. Straßengeschichten ohne Agression werden kombiniert mit Sample-BummTschak und Autotune. (jvoi)

  • Wulfy »Balenciagas« (prod. Wulfy)

    Wulfy hat diesen Sommer mit seiner Single »Hannah« schon eine Alternative für alle Frank-Ocean-Stans mit Hang zu düsterer Dramatik geboten. Jetzt legt der Sänger-slash-Produzent aus Florida »Balenciagas« nach und crooned über minimalistische Keys mit einer Pitch-Shift-Variante seiner selbst um die Wette. (jw)

  • Tommy Genesis »Tommy« (prod. Charlie Heat)

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  • Casper »Lass sie gehen« feat. Ahzumjot & Portugal. The Man (prod. BLVTH, Portugal. The Man & Markus Ganter)

    *insert fire emoji here* (ae)

  • Kaaris »Kébra« (prod. Double X)

    Wer wissen will, wie deutscher Straßenrap in Ansätzen bald klingen wird, der sollte nach Frankreich schauen. Zum Beispiel auf Kaaris. Der kann nämlich echte Balladen aufnehmen. (jvoi)

  • Night Lovell »Jamie's Sin« (prod. Cian P)

    Besonders an Night Lovell ist, dass er hinter vorgehaltener Hand schon seit 2014 als das neue große Ding gehandelt wird. Zurecht. Der Kanadier treibt düsteren Emo-(T)rap und generell Gefühle als dunkles Motiv deutlich ausgereifter in die Soundcloud, als Lil Peep und Co,. Nur der ganz große Hype ist abseits einer Internet-Blase immer noch nicht eingetreten. Zu Unrecht. (jvoi)

  • Krept & Konan »Ask Flipz« (prod. Rachet) feat. Stormzy

    Rap mit Energie kommt aus London, basta. Also »don’t even talk to much«. (jvoi)

  • Rapkreation »Ich und er« (prod. MotB)

    »Mein Bro und ich pushen die Gruppe bis zum Limit / Kotti, Görli, Schlesi – ja, du weißt wo du uns findest.« Und dort wo Rapkreation in Berlin-Kreuzberg hängen gibt’s auch extrem guten Rap. Mehr davon gibt’s auf der im Frühjahr veröffentlichten »RK.EP.NR.01«. (jw)

  • Negroman »Block« (prod. JÒSHA)

    Wie sagte ein junger Battle-Rapper aus Westberlin einst? »Konzentriert euch nur auf die Lyrics, ok?« Das nur so als Tipp am Rande, wenn man sich die neue Negroman reinfährt. Sichtexot-Dopeness halt. (jw)

  • Wandl »Fever« (prod. Wandl)

    Auch im fünften Monat nach Release bleibt »It’s All Good Though« von Wandl ein heißer Anwärter auf die vorderen Jahresendlistenplätze diversester Tastemaker. Ich meine, man muss sich nur mal dieses verstolperte und rauschende Romantiker-Kleinod »Fever« anhören und sich anschauen, wie Wandl dazu auf Almen und Alpenplateaus ausdrucktanzt als ob es keinen Morgen gäbe. (jw)