HipHop Lesekreis List of Rap Books

Aus einer Radio-Sendung bei FM4 hat der HipHop Lesekreis ein Buch gemacht mit Gesprächen über Rap-Tracks. Für ALL GOOD hat das Quintett seine Lieblings-HipHop-Bücher zusammengestellt.

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Im HipHop Lesekreis, einer Radio-Sendung beim österreichischen Sender FM4, sprechen Dalia Ahmed, Mahdi Rahimi, Stefan Trischler, Ole Weinreich, Adia Trischler und Natalie Brunner regelmäßig über Rap-Songs. Das klingt jetzt erstmal nicht groß spannend. Ist es aber. Weil: Sie kennen sich aus und sie reden keinen – Pardon! – Schmarrn. Aber sie sind eben auch nicht gefangen in einem starren Korsett aus Akademiker-Hudelei oder Journalisten-Geplänkel. Man trifft sich und redet über das, was man so kürzlich gehört hat. Und weil es sowas auch als Buch geben sollte, haben sie das Ganze verschriftlicht: »FM4 HipHop-Lesekreis: Zwischen den Zeilen – Jargon des Sprachgesangs« Über 50 Gespräche über Songs von »One Love« über »Hotline Bling« bis »Broccoli«. Hier eine Leseliste der Lieblings-HipHop-Bücher vom Lesekreis.

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  • »Ego Trip's Book of Rap Lists« Sacha Jenkins, Elliott Wilson, Jeff Mao,…

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    »Früher war nichts besser im Rap – außer Rap-Listen. Während wir heutzutage mit irgendwelchen uninteressanten Listen wie »Die 25 besten Drake-Features im Herbst mit Artists unter 22 Jahren« oder ähnlichem auskommen müssen, droppte Ego Trip Knowledge wie zum Beispiel »R.A. The Rugged Man’s 10 Ways to get dropped from a record label« oder die »Cash Money Records Rules«, mit wichtigen Sachen wie etwa »No Benz on 1st album« oder »Baby has favoritism with certain rappers«. Geschrieben von den Gründern von »Ego Trip«, unter anderem Chairman Jeff Mao, Sacha Jenkins und Elliott Wilson, als er noch ein Journalist war, ist das Buch die einzige Enzyklopädie des Rap, oder zumindest die einzige, die man wirklich unbedingt haben sollte.«

  • »Sweet Jones: Pimp C's Trill Life Story« Julia Beverly

    5 23.13.34

    »Ich habe »Sweet Jones« noch immer nicht fertig gelesen, weil es gefühlte 2.000 Seiten hat und die umfassendste Biographie zu einem Rapper aller Zeiten ist. Sie ist aber gleichzeitig die Beste, weil Pimp C auch der interessanteste Charakter für Erzählungen ist. Es ist viel lebende Geschichte des Southern Rap, inklusive der Anfänge von UGK, Houstons Rap Szene Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger, Southern Rap und die Verknüpfungen zu No Limit, Cash Money und mehr. Und natürlich die Story zum Videoshoot zu »Big Pimpin’«.

    »Diary Of A Mad Man« habe fertig gelesen – das kann ich auch empfehlen. Scarface erzählt ziemlich persönliche Stories und erzählt auch viel von seinen psychischen Problemen, die er seit seiner Kindheit hat und wie Musik für ihn ein Ventil zur Therapie wurde. Das war bei vielen so. Aber bei Scarface machen so Lieder wie »My Mind Playing Tricks On Me«, »I Seen A Man Die« und »Smile« wesentlich mehr Sinn.«

  • »Can't Stop, Won't Stop« Jeff Chang

    4 23.13.34

    »HipHop wäre nicht geworden, was er ist, hätte es nicht die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in verschiedenen (heute würde man sagen Brennpunkt-) Gegenden der USA gegeben. Die Armut, der Mangel an Chancen und die gesellschaftliche Ächtung mit der sich die meisten der Akteure herumschlagen mussten, machte sie erfinderisch, trieb sie zu Glanztaten an, ließ sie aber auch gegen das System ankämpfen. Die Geschichte der sozialen Biotope, aus denen die Kultur entstand, und des sozialen Aktivismus, der sie begleitete, wird in diesem Buch erzählt. Jeff Chang war als DJ Zen Gründungsmitglied der Solesides Crew (DJ Shadow, Blackalicious, Latryx,…) und er war auch Teil der Anti-Apartheid-Bewegung an der Universität von Berkeley – er weiß also in beide Richtungen, wovon er spricht. Außerdem kommt das Buch glücklicherweise auch ohne die hierzulande verbreitete »Rap muss politisch sein«-Romantik aus.«

  • »The Big Payback« Dan Charnas

    1 23.13.34

    »HipHop wäre auch nicht geworden, was er heute ist, ohne Kapitalismus und einzelne Menschen, die sich dessen Mechanismen geschickt zunutze machten. Dieser Wälzer ist der Geschichte gewidmet, wie die Musik langsam und mit viel Widerstand im Radio und im Fernsehen ankam, wie sie dann trotz vieler Rückschläge alles übernahm und einige Menschen in Folge sehr sehr reich wurden. Dan Charnas hat anfangs bei Power106 in Los Angeles gearbeitet, später auch bei Labels wie Profile oder American Records – er hat also nützliches Insiderwissen und die Kontakte, um sehr unterhaltsam über die Erfolgsgeschichten und Probleme von Def Jam, Bad Boy, Death Row oder Roc-A-Fella zu schreiben.«

  • »Signifying Rappers: Rap and Race in the Urban Present« Mark Costello & David Foster Wallace

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    »Als in den Neunzigern HipHop in meinem Bewusstsein wie ein Meteor einschlug, da war ich ziemlich schnell davon überzeugt, dass es nicht nur die interessanteste Musik der Zukunft sein wird. Es sind auch eine Reihe von kulturellen Strategien an den Start gekommen, die uns allen helfen werden, Unterdrücker sprachlich, kulturell und faktisch in ihre Schranken und in weiterer Folge in den Nimbus der Vergessenheit zu befördern. Im Rahmen meines Herumlungerns auf der philosophischen Fakultät in Wien (Wir sprechen von einer Zeit, als Bildung zugänglich für alle war und mensch staatliche Unterstützung während dem Studium bekam.) entwickelte ich ein Interesse dafür, wie Machtstrukturen sich in Architektur widerspiegelten (Überwachen und Strafen) und Unterdrückung Widerstand mitproduziert. Anhand der hysterischen Kriminalisierung von Graffiti beginnend in mit Giulianis Zero Tolerance bastelte ich eine Diplomarbeit, die versucht hat aus Foucault und The Bomb Squad Widerstandsstrategien gegen die Überwachung des öffentlichen Raums und die nicht legislativ gedeckte Konstruktion von Delinquenz zu basteln.

    Die Jahre zogen ins Land und ich bin wie viele den hermetischen Sprachuniversen von David Foster Wallace verfallen und ich war und bin bis zu gewissem Grad immer noch überzeugt, dass er die Wurzel des Bösen im Zeitalter des Anthropozän klar benannt hat. (»Irony is the song of the bird who has come to love its cage«) Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie groß meine Freude war, als ich erfahren habe, dass David Foster Wallace vor seinem ersten literarischen Werk mit seinem besten Freund ein Buch darüber geschrieben hat, wie man eine Stadt mittels HipHop lesbar machen kann. Und wem das alles zu wirr sein sollte. Mark Costello und David Foster Wallace »Signifying Rappers: Rap and Race in the Urban Present« ist ein gutes Buch über Hip Hop schon alleine wegen dem Satz: ‚Flavor Flav ist ohne Zweifel der Mozart unserer Zeit.’«