»Ersatzverkehr«: Track by Track mit Figub Brazlevič

Figub Brazlevič hat ein neues Album gemacht. Es heißt »Ersatzverkehr«, erschien kürzlich auf Showdown Records und ist ein Remixalbum mit 19 Tracks. Für ALL GOOD hat er zu jedem der Songs eine kleine Anekdote ausgepackt.

Figub Brazlevič
Seit knapp zwei Jahren fällt der Name Figub Brazlevič, wenn man nach Vertretern einer neuen, hiesigen Beat-Generation fragt. Quantisierte Drums sind auch hierzulande verpönt, die Helden sind Madlib und Dilla, dazu Pete Rock und Lord Finesse, aber der Horizont für potentielle Beat-Abnehmer ist breiter geworden. Sehr viel breiter.

Auch für die neuen Deutschrapper härterer Gangarten produziert man gerne und gut – was wohl auch am Beat-Geschmack eben jener Rapper liegen mag. Figub Brazlevič hat den BoomBap, der dem AoN-Camp und den Azzlackz gefällt. Aber er ist eben genauso Mitglied im Hi-Hat-Club, der heimischen Beat-Bohème. So arbeitet Figub aktuell am nächsten Teil der Melting Pot-Instrumental-Reihe, während sich parallel dazu Schwesta Ewa, Olexesh, SSIO, Kurdo und Der Plusmacher, aber eben auch Keno, der britische MC Teknikal Development sowie Kamp und Mortis in seinem Moabiter Home-Studio die Klinke in die Hand geben. Auf Showdown Records erschien gerade Figub Brazlevičs Remix-Album »Ersatzverkehr«.

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  • 01 Eloquent – »Jazz auf gleich« (Figub Brazlevič Remix)

    Ich stehe übelst auf den Flow, die Rap-Präsenz und das Storytelling von Eloquent. Eine Line auf dem Original hat es mir besonders angetan. Die geht »Schlepp mich durch die Wälder wie ein angeschossener Bär.« Ich mag solche Metaphern einfach total gerne. Den Song habe ich geremixt, weil ich einfach mal gucken wollte, was ich da rausbekomme.

  • 02 Fatoni – »Dicke Hipster« (Figub Brazlevič Remix)

    Ich habe ja selber mit Cro und Basti von Chimperator Kontakt und schon ein paar Remixe für die gemacht. Aber ich mag diese Parodie total gerne, weil sie einfach wahnsinnig gut gemacht ist. Fatoni macht das ja auch so gut, weil er ein Schauspieler ist. Und er mag Cro. Sonst würde er das ja auch nicht machen.

  • 03 Man of Booom – »Catch The Beat« (Figub Brazlevič Remix)

    Ein Muss. Mich haben viele gefragt, warum ich denn jetzt einen Track meiner eigenen Crew remixe. Kann man doch mal machen. Ich finde das Original ja super. Als wir Man of Booom gegründet haben, war das gleich einer meiner Favorites, der vor allem live unglaublich Spaß macht. Aber ich wollte dem Song mal ein anderes Gewand geben. In meinem Remix hört man ja sogar zwei Beats. Das habe ich auch bei anderen Songs gemacht. Einfach, weil es Spaß macht. Und weil ich es kann.

  • 04 Bico – »Medusa« (Figub Brazlevič Remix)

    Bico ist für mich ein ganz großer Typ. Der hat das Zeug, in den Mainstream zu gehen und hat trotzdem noch richtige Rapskills. Er zieht demnächst eine zeitlang bei mir ein und wir werden mal ein paar Sachen zusammen ausprobieren. Die Texte sind super, aber ihm fehlt noch ein bisschen die Roughness in der Musik. Deshalb klingt der Song am Anfang auch so dreckig und erst gegen Ende etwas souliger. Das steht ihm und seiner tiefen Stimme nämlich auch sehr gut.

  • 05 Junior Jero – »Hochhinein« (Figub Brazlevič Remix)

    Obwohl Junior Jero direkt um die Ecke wohnt und wir quasi Nachbarn sind, kannten wir uns gar nicht. Er ist ein ganz eigener Charakter. Der klingt total nach Berliner Straßenrap, aber hat unglaublich viel Flavour in sich. Jejo hat einen Job, bei dem er sehr viel mit Kids arbeitet. Das hört man auch in den Texten.

  • 06 Döll – »Mehr von dir« (Figub Brazlevič Remix)

    Döll kannte ich nur, weil er in der splash!-Mag-Cypher auf meinen Beat gerappt hat. Dann habe ich mir »Mehr von dir« angehört und war total begeistert. Egal, wie er im Video aussieht oder wie strange er auf manche Leute wirken mag. Er ist eigen und so ist er sehr gut. Scheiß‘ auf die anderen.

  • 07 Keno & Maniac – »Clowns & Camera« (Figub Brazlevič Remix)

    Keno ist der Beste, wenn es ums Representen geht. Jede seiner Zeilen in dem Song ist richtig Bombe.

  • 08 Moontroop – »Glitch« (Figub Brazlevič Remix)

    Oft verbindet mich mit den Leuten, die ich geremixt habe, auch eine Freundschaft. Das war einer der wenigen Songs, die damals nicht von mir, sondern von Comfort Fit produziert wurden. Ich weiß ja, dass der Rob von Moontrop auf übelst strangen Stuff wie Def Jux, El-P und diese ganzen Cannibal-Ox- und Company-Flow-Sachen abfährt. Ich sage da immer: Spaceschlachten-Beats. Rob macht gerade ein Soloalbum und das wird richtig brutal.

  • 09 Shawn the Savage Kid – »Streben nach Glück« (Figub Brazlevič Remix)

    Shawn habe ich über das Label kennengelernt. Sein Song ist der einzige, der wirklich einen politischen Inhalt hat. Viele Leute werfen ihm vor, er würde einfach nur Missstände aufzählen. Aber das stimmt gar nicht. Ich finde, er sagt die Sachen einfach, wie sie sind. Ich mag den Song. Und ich habe am Schluss noch ein paar Cuts eingebaut, die es im Original nicht gibt.

  • 10 Kamp – »So Sorry« (Figub Brazlevič Remix)

    Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat. Kamp und ich sind sehr gut miteinander befreundet und ich bin ein Riesenfan seiner Musik. Wenn ich in Wien bin oder er in Berlin, dann treffen wir uns immer mal wieder. Er war dann auch der erste, der das Acapella und das Video geschickt hat. Bei jemandem wie Kamp hat man im Hintergrund ja auch einen Produzenten wie Whizz. Da ist dann die Frage: Findet der das überhaupt cool? Will der überhaupt geremixt werden? Aber wir haben da eigentlich mit allen gequatscht und jeder war cool damit.

  • 11 Mortis – »Engelsstaub« (Figub Brazlevič Remix)

    Mortis ist ein eigener Charakter – das mag ich. Wir hatten »Engelsstaub« ursprünglich auf einen Beat von mir aufgenommen. Er hat ihn dann für seine EP noch mal auf einen eigenen Beat aufgenommen. Ich hatte Bock auf dieses Sample, das CNN damals für »Live On Live Long« auf dem »The War Report«-Album benutzt haben. Ich habe das dann mit meinem Pianisten, dem Sinan, nachgespielt. Der ist gerade mal 20, startet grade richtig durch und hat mir auf dem Album sehr viel geholfen. Ein starker Song.

  • 12 Dillon Cooper – »Kung Foo« (Figub Brazlevič Remix)

    Dillon habe ich schon vor Ewigkeiten auf dem »Survival of the Fittest«-Beat gehört. Und wie es der Zufall will, hat René ihn ungefähr zur gleichen Zeit entdeckt und meinte, ich solle doch mal mit dem connecten. Hatte ich zu dem Zeitpunkt natürlich längst. Das ist erst sein zweites Vinyl-Release. Ich freue mich riesig, dass das geklappt hat. Vor allem managet seine Agentur Seven Grand ja eigentlich Leute wie Jay Z und Kanye West.

  • 13 Marten McFly – »Du kiffst zu viel« (Figub Brazlevič Remix)

    Marten kenne ich über Fender. Der hat mir den schon ein paar Mal vorgespielt. Das hier ist ein sehr eigener Song, der aber natürlich viele Leute aus meinem Umfeld anspricht. Der Remix hier hat auch wieder eine ganz andere Drumline. Mir war es wichtig, in Sachen Percussions eine große Abwechslung auf dem Album zu bieten.

  • 14 Sonne Ra & Plusmacher – »Mula 4 Life / Husten« (Figub Brazlevič Remix)

    Hier sind ja gleich zwei Tracks in einem – und sogar zwei Videos in einem. Das habe ich so gemacht, da sowohl Sonne Ra als auch der Plusmacher aus der OFDM-Clique kommen und beide jeweils in den Videos des anderen zu sehen sind. Ich habe die beiden dann gefragt, ob sie sich das vorstellen könnten. Konnten sie natürlich nicht. Aber ich hab es dann trotzdem mal gemacht. Auch wenn es danach klingt, sind das keine klassischen Samples, sondern es wurde alles von Sinan eingespielt.

  • 15 Rino Mandingo – »Anonymer Kommentar / Suburbane Erotik« (Figub Brazlevič Remix)

    Rino war der erste Rapper, den ich in Berlin kennengelernt habe. Er hat mir dann gesagt, ich muss mal Suff Daddy kennenlernen. Der ist echt ein verrücktes Huhn und der Text von »Suburbane Erotik« … es sind ja schon sehr unterschiedliche Rapper mit sehr unterschiedlichen Texten auf dem Album. Und trotzdem wirkt es wie ein schlüssiges Ganzes.

  • 16 Schote – »Walking Dead« (Figub Brazlevič Remix)

    Schote kenne ich über Benni, meinen Grafiker bei Krekpek. Ich fand es interessant, auch mal einen Song dieser Art zu remixen. Der ist ja schon sehr eigen. Der Poduktionprozess war relativ kurz. Aber ich wollte mal schauen, wo man so hin kann.

  • 17 Schwesta Ewa – »Märchenrapper« feat. SSIO (Figub Brazlevič Remix)

    Der Song ist einfach total lustig. Ich mochte auch das Video. Man sieht MCs, DJs, Breaker und Biker. Dann hängt da noch der Alles-oder-Nix-Banner – die haben sich schon Mühe gegeben und man merkt, dass die HipHop einfach mögen.

  • 18 Imun – »Ruhe« (Figub Brazlevič Remix)

    Imun hat mir letzten Sommer schon einen Track auf einen bekannten Beat geschickt. Mit Video. Ich fand es supergenial, dass er mir den Clip schon mitgeschickt hat und ich eigentlich nur noch die Stimmung aufsaugen und einen neuen Beat bauen musste. Erst haben wir überlegt, das Dingen selber rauszuhauen. Aber dann habe ich René von Showdown kennengelernt und nach ein paar Gesprächen reifte die Idee zu dem Remixalbum.

  • 19 Tufu – »Frühstück« (Figub Brazlevič Remix)

    Das Video finde ich brutal. In meiner Version habe ich das ganz gewusst umgedreht. Das war einfach zu brutal. Aber ich liebe diesen Song. Das ist einer meiner persönlchen Favorites auf dem Album. Tufu ist für mich einfach der Punk am Mic. Der Beat klingt ja total nach High-Noon und nach Western. Da könnte jetzt auch eine Schlange zischen. Und auch diese Cuts. Richtig eklig. Aber gerade deshalb so gut und genial.