Zehn Straßenrap-Essentials von Max Lessmann

Max Lessmann ist nicht nur einer der besten Songschreiber dieses Landes, sondern auch bekennender Fan von deutschsprachigen Gangster- und Straßenrap. Für uns hat Frontmann der Indierock-Band Vierkanttretlager seine zehn absoluten Favoriten zusammengestellt.

Max Lessmann
Vom ausufernden Gruppenkuscheln mit Bushido, Baba Saad und Bass Sultan Hengzt bis zu den Chartstürmern der zweiten Generation wie Olexesh oder Veysel.

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  • Bushido feat. Bass Sultan Hengzt & Baba Saad »Gangbang« (2004)

    »Ich kann nicht mehr genau sagen, wann und wie meine Liebe für Straßenrap anfing, aber eine meiner frühsten Erinnerungen ist, wie ich dieses Lied hörte, während ich in meiner biederen Kleinstadt Prospekte verteilte, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich hatte dieses Lied ehrlich gesagt nicht ganz so drastisch in Erinnerung, auch wenn man ob des Titels wohl schon darauf kommen könnte. Aber wenn man heute Blümchen hört, fällt man ja auch aus allen Wolken. Dort harter Techno, hier harter Tobak.«

  • Sido feat. Bass Sultan Hengzt »Jeden Tag Wochenende« (2006)

    »In jugendlichem Übermut haben mein Freund Nick und ich uns damals vorgenommen, auszuprobieren, was wohl passieren würde, wenn wir uns statt abends schon am Samstagmorgen zum Trinken verabreden. Fruchtwein vom Supermarkt (damals gab es da Kirsch-, Heidelbeer- und Apfelwein für 1,- Euro) dazu über Handyboxen dieses Lied. Die harten Fakten: Man bekommt schon um 18 Uhr einen Kater. Haben wir dann nie wieder gemacht. Schön war es aber trotzdem.«

  • Bushido »Sonnenbank Flavour« (2006)

    »Damals entbrannte immer ein Wettbewerb, wer den Text am weitesten mitrappen konnte. Für mich der erste Kontakt mit dem »Aufzähler-Style«, wie Eko Fresh ihn einst in seinem Track »Rap Tutorial« nannte. Damit legte Bushido den Grundstein für meine Faszination für Celo & Abdi, die heute die unumstrittenen Aufzählungskönige sind. Aber bis dahin musste noch einige Zeit vergehen.«

  • Bass Sultan Hengzt »Props« (2009)

    »Bevor Bass Sultan Hengzt erwachsen wurde, ließ er seine Lieder gerne von den Müttern anderer Sprechgesangsartisten nachgurgeln. Mit, na, ihr wisst schon… Sein natürlich vom Fleck weg indiziertes Album »Zahltag« war das Asozialste, was mir jemals begegnet war. Helle Begeisterung meinerseits.«

  • Kollegah & Farid Bang »Mitternacht« (2009)

    »Nachdem ich alle Kollegah-Alben auswendig konnte und mich wie ein scheiß Gymnasiast über jedes Wortspiel totgelacht hatte, wurden schließlich wieder die ganz harten Geschütze aufgefahren. Für mich immer noch das beste Stück von Boss/King und Banger/Killa. Das Sample! Ich bin durgedreht! Wie ein scheiß Gymnasiast!«

  • Haftbefehl »Gestern Gallus, heute Charts (Benny Blanco Remix)« (2011)

    »Gerade, als ich eine wenig müde wurde, erschien Haftbefehl auf der Bildfläche und übertraf für mich alles Dagewesene an Präsenz, Ignoranz und Wahnsinn. Kurz nachdem sich endgültig alle wieder einmal sicher waren, deutscher Rap wäre hinüber, kam mit Haftbefehl ein neuer Messias. Bis heute freue ich mich auf und über jeden neuen Part, es ist noch einiges zu erwarten von Baba H.A.F.T. Wie der Mensch aber nun mal ist, stammt mein liebster Track nach wie vor von seinem ersten Album.«

  • Celo & Abdi »Franzaforta« 2011

    »Im Folgemonat vermochten Celo & Abdi das ganze Azzlackz-Prinzip für mich sogar noch zu toppen. Das »Mietwagentape« begleitete mich fortan auf jedem Schulweg. Folglich ist für mich das meist erwartete Album 2014 auch ganz klar »Akupunktur«.«

  • Olexesh »Deja Vu« (2012)

    »Die nächste Offenbarung dann völlig unverhofft an einem der tristesten und klischeebeladensten Orte für deutschen Straßenrap. Meinen nächsten großen Helden entdecke ich ungefähr zwei Jahre später, als ich mich, mehr aus Routine denn aus Lust, durch die neusten »HDF«-Videos klickte. Plötzlich sprang ein junger Mann engagiert aus einem schwarzen AMG und schrie »Aiaiaiaiaiai!« und meine Welt war wieder ganz.«

  • Veysel »Besieg den Beat« (2013)

    »Und ein zweites Mal zahlte es sich aus, dass ich mir eine Zeit lang wirklich alles angesehen habe. Also wirklich alles. Das macht natürlich irgendwann auch keinen Spaß mehr, aber dann kam dieses Video. Ich habe mir das eine Nacht lang immer wieder angesehen und mich darüber gefreut. Das ist doch der Wahnsinn, oder? Also jetzt mal im ernst! Das ist der absolute Wahnsinn. Ich bin gerade sehr glücklich. Ich gucke mir das ab jetzt wieder jeden Tag an! Die Azzlacks sind das Beste, was Deutschrap passieren konnte, in einer düsteren Zeit, in der jeder wie Bushido gerappt hat, außer Bushido selbst.«

  • Bushido »Jeder meiner Freunde« (2014)

    »Doch das ist jetzt zum Glück vorbei, der alte Bushido ist endlich zurück. Streitlustig wie vor zehn Jahren pöbelt er Deutschland in kleine Stücke. Das macht wieder richtig Spaß! Natürlich ist das nicht politisch korrekt, aber das ist nun wirklich kein Kriterium, das man an deutschen Rap anlegen sollte. Es geht um Grenzgänge, es geht um Wahnsinn, es geht darum, seine Kriege in der Musik auszutragen. Für mich schließt sich mit dem letzten Bushido-Album ein Kreis. Nachdem ich in den ersten Wochen nur noch das hören wollte (und natürlich das grandiose Olexesh-Album »Nu Eta Da«), bin ich wieder einmal übersättigt.

    Aber das ist mir schon ein paar mal passiert. Und dann kamen hungrige Rapper und ich hatte auch wieder Appetit. Der Rapper, der das diesmal sein könnte, heißt Gzuz und ist von der 187 Straßenbande. Bald veröffentlicht er zusammen mit Bonez ein Album namens »High und Hungrig«. Da freue ich mich schon sehr drauf. Das ist vielleicht nicht die richtige Stelle um rührselig zu sein, aber ich bin es gerade doch ein wenig.

    Achso, Eko finde ich auch super.«