Beginner »Mehr Liebe, mehr Flash und mehr Detail.«

13 Jahre nach »Blast Action Heroes« erscheint ein neues Beginner-Album. Jan Wehn traf Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad anlässlich des Releases von »Advanced Chemistry« für allerbestes Anekdotenauspacken.

Beginner_4_credit_davidkoenigsmann.com

Die Beginner sind back. Around the Eck. Mit dem ersten gemeinsamen Album nach 13 Jahren. »Advanced Chemistry« ist natürlich eine Verbeugung vor dem Heidelberger Torch und seinem legendären Trio, das mit »Fremd im eigenen Land« anno 1992 das Ding mit dem deutschsprachigen Rap ins Rollen brachte. Aber »Advanced Chemistry« ist noch mehr. Nämlich der Beweis dafür, dass man auch nach 25 Jahren Bandgeschichte immer noch ein Album machen kann, das weder Zeitgeistranschmeiße noch Hängenbleiber-HibbediHop ist und auf dem ein Haftbefehl genauso wie ein Dendemann als Featuregäste Sinn machen.

Jan Wehn traf Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad zum Interview und sprach mit den ihnen über zweieinhalb Dekaden Musikmachen, in die Mülltönne gekloppte Marley-Marl-Remixe, Auftritte bei »The Dome« und Kai Pflaume sowie das erste Aufeinandertreffen mit Kool Savas. Außerdem erklärte Denyo, was denn bitteschön der »Jason-Derulo-featuring-Tyga-Flow« ist.

  • Erinnert ihr euch noch, wann ihr das erste Mal gemerkt habt, dass es so richtig abgeht?

  • Denyo: Schon beim ersten Album »Flashnizm« gab es Momente, in denen man gemerkt hat, dass eine Steigerung da ist. Wir haben nicht mehr nur einfach Songs gemacht, sondern waren regelmäßig bei Mathias (Arfmann, Anm. d. Red.) im Knochenhaus, um da ein ganzes Album aufzunehmen. Aber der erste Moment, an dem es richtig abging, war, als das »Rock On«-Video rauskam, sehr gute Rotation auf MTV bekommen hat und unsere komischen Ideen von der Plattenfirma umgesetzt wurden. Es gab in Hamburg damals bei den U-Bahn-Stationen nicht mehr analoge Anzeigen, sondern computergenerierte Displays. Wir hatten dann den Flash, dass man doch an jeder U-Bahn-Station auf den Displays »Rock On« anzeigen lassen könnte.

  • Eizi Eiz: Da war immer nur Werbung vom Erdbeerhof Kranz drauf.

  • Denyo: Ja, genau. Aber sowas hat dann einfach geklappt.

  • Eizi Eiz: Das waren ja noch ganz schlechte LED-Tafeln, aber auf denen hat man dann total verpixelt das Single-Cover gesehen und aus dem sind dann Platten rausgerollt. Das war der Hammer.

  • Denyo: Das war ein geiles Gefühl.

  • Ich war gerade zwölf Jahre alt, als das Album rauskam. Man hatte das Gefühl, dass da einerseits schon der Wille war, mit der Musik Geld zu verdienen, andererseits sollte es auch nicht zu sehr im Mainstream stattfinden.

  • Eizi Eiz: Für HipHop und nicht von HipHop leben, ja?

  • Denyo: Wenn sich damals abzeichnete, dass man eventuell einen Top-10-Hit landen könnte, hat man manchmal sogar darüber nachgedacht, den Song aus dem Verkauf zu nehmen. So nach dem Motto: »Das darf keine zu krasse Eigendynamik entwickeln! Nicht, dass wir hinterher ein One-Hit-Wonder werden!« Sowas wäre heute ja unvorstellbar.

  • Eizi Eiz: Fettes Brot haben das damals genau richtig gemacht und »Nordisch by Nature« vom Markt genommen.

  • DJ Mad: Diese Sellout-Sache war ja auch etwas, das uns die Generation um Torch mit auf den Weg gegeben hat. Wir haben immer darauf geachtet, dass die Kultur bei dem ganzen Kommerz nicht hinten rüberkippt. Das ist ein Mindstate, den eigentlich alle Bands aus der Golden Era irgendwie über den Berg geschoben haben.

  • Denyo: Diese Phase um »Rock On« herum, in der wir das erste Mal Bestätigung bekommen haben, fand ich jedenfalls richtig geil. Die Beginner wurden innerhalb der Szene immer kontrovers wahrgenommen. Wir wurden gefeiert, aber auch belächelt.

  • »Wir wurden gefeiert, aber auch belächelt.«Auf Twitter teilen
  • Warum das denn?

  • Eizi Eiz: Weil es kein richtiger HipHop war.

  • Denyo: Weil es zu viel Band-Gedudel oder Punk-Attitüde hatte. Mit »Bambule« wollten wir dann ein bisschen zurück zu diesem Two-turntables-and-two-mics-Ding. Diese tolle Zeit wurde nach meinem persönlichen Empfinden abgelöst…

  • Eizi Eiz: …als das Video zu »Liebes Lied« kam, was echt scheiße war! (lacht)

  • Denyo: Das ist leider nicht so geil geworden, wie wir es wollten. Das war sehr viel mehr cheesy, als von uns geplant. Dann kamen die ersten »Bravo«-Artikel und auf einmal merkst du, wie dich irgendwelche Teenies auf der Straße erkennen. Das war für mich dann auch die Kehrseite der Medaille.

  • DJ Mad: Man musste ja auch erst mal den Umgang mit den großen Medien lernen. Du schießt 3000 Fotos, beim 3001. kraulst du dir am Sack und darauf reiten dann alle rum. 

  • Eizi Eiz: Oder eben das »Liebes Lied«-Video: Wir hatten außer bei der Konfirmation alle noch nie in einem Anzug gesteckt. Jeder, der uns kannte, hat natürlich sofort den Humor und die Ironie gecheckt. Aber uns war nicht bewusst, dass wir damit vor ein Publikum treten, das uns ja gar nicht kennt.

  • War diese Kehrseite vielleicht auch etwas, weswegen Martin dann komplett ausgestiegen ist? Er hat ja erst nur eine Pause gemacht.

  • Eizi Eiz: Ne, so war das nicht. Martin ist einfach wie er ist. Wenn jemand bei unseren ersten Gigs nicht klarkam oder sich übergeben musste, dann war das er. Ein paar Mal hat war er während dem Intro noch auf dem Klo und hat gekotzt. (lacht) Das ist ja voll okay, aber der Grund war eigentlich, dass er ein Problem damit hatte, Sachen auf Knopfdruck abzugeben. Als wir dann mit ihm und Ale gesagt haben: »Wir haben Indiemäßig alles durchgespielt und ausgereizt, lass uns doch mal zu einem coolen Major gehen, wo wir mit einem Bandübernahmevertrag alles regeln können.« war er auch noch voll dabei – aber irgendwann war ihm klar, dass das darauf hinauslaufen wird, dass man Verpflichtungen eingeht

  • DJ Mad: Er wollte uns dabei aber auch nicht im Weg stehen.

  • Eizi Eiz: Deswegen ist er ja auch bei »Rock On« und »Geh bitte« noch dabei. Das waren ja auch die ersten beiden Songs, die wir für die Platte gemacht haben. Das war ja auch der Deal für »Bambule«: Wir haben die beiden Songs schon ein Jahr vorher, 1997, gemacht. Die Leute vom Label waren bei zwei Konzerten, haben sich das alles mal angeguckt und weil die gemerkt haben, dass wir wieder Two-turntables-and-two-mics machen wollten, waren die sich nicht sicher, ob wir wirklich ein ganzes Album liefern können. Also sollten wir erst mal eine Maxi mit A- und B-Seite machen. Das war dann »Rock On« mit »Geh bitte« auf der B-Seite. Als Universal dann das »Go« gegeben hat, war er raus. Ich weiß noch, wie er gesagt hat, dass er aufhören muss zu kiffen. Und dann ist er erst mal zwei Wochen nach Marokko gefahren – beste! (Gelächter)

  • Sido hat mir mal erzählt, dass es in der Sekte ein ganz ähnliches Problem gab und Martin für Leute wie Rhymin Simon ein krasses Vorbild war, weil er den Weg zum Major eben nicht mitgegangen ist.

  • Denyo: Das war natürlich schon ein Realnessfaktor für ihn – aber es war ihm auch klar, dass wir dann trotzdem weiterziehen.

  • Eizi Eiz: Vor allem auch in seinem Namen!

  • DJ Mad: Ich weiß, dass er sich auch immer extrem Druck bei den Texten gemacht hat und dreimal so lange gebraucht und alles zig mal hin und hergeschoben hat. Wenn du dir die alten Sachen anhörst, war das echt krass.

  • Eizi Eiz: Der war uns lyrisch extrem voraus.

  • DJ Mad: Bevor der was rausgegeben hat, sind echt Tage ins Land gezogen. Vielleicht hat er sich da auch ein bisschen unter Druck gesetzt gefühlt, diesen Perfektionismus zu professionalisieren.

  • »Wir hatten einen A&R, der immer versucht hat, uns einen Kinderchor aufzuschwatzen.«Auf Twitter teilen
  • Stimmt es, dass Universal sich dann erst wieder gemeldet hat, als das Album fertig war?

  • Denyo: Das war unsere Grundvoraussetzung. Mit der Maxi haben sie uns einmal getestet und das war’s. Wir hatten einen A&R, Walter Gröbchen, der immer noch mal versucht hat, uns einen Kinderchor aufzuschwatzen – aber wir haben nur darüber gelacht und unser Ding gemacht. Mit Walter war aber alles cool, da gab es kein feindschaftliches Verhältnis, aber wir waren da schon sehr souverän.

  • Eizi Eizi: Wir haben unserer Plattenfirma, aber auch den Medien zu verstehen gegeben, dass die sich alle bei uns einzufügen haben. Deswegen haben wir damals auch bei Kai Pflaume gespielt. Das war nämlich die einzige Sendung, in der wir live rappen und noch einen Sprüher mitbringen durften. Der Auftritt bei »The Dome« war sogar die Idee des damaligen Universal-Chefs Heinz Canibol. »The Dome« war damals die größte Sendung dieser Art, aber man durfte nicht live performen. Canibol meinte dann: »Wie wär’s denn, wenn ihr da gar nicht hingeht?« Das fanden wir natürlich hammer. Universal war von Anfang klar, dass wir gegenüber diesen ganzen Formaten und Magazinen knallhart gewesen wären. Wir haben auf die runtergesehen, obwohl wir ja total kleine Pupse waren. Uns war egal, wenn da ein Reporter beleidigt abgezogen ist, weil Mad seine Sonnenbrille nicht abnehmen wollte.

  • DJ Mad: Unsere Attitüde war: Wenn wir den Schritt in den Mainstream gehen, dann muss man da auch so lange mitmachen, wie der Mainstream auf Augenhöhe mit dir arbeiten will – so wie bei Kai Pflaume. Von weitem wirkt die Sendung wie das absolute Grauen, wir haben aber vorgegeben, was wir wollen und die haben gesagt: »Fett, haben wir Bock drauf!« Die Plattform war uns so lange egal, wie wir sie in unserem Sinne kontrollieren konnten. Da hatte man nämlich in dieser Sekunde die Möglichkeit, seine Kunst einem ganz neuen Publikum vorzustellen und fünf Prozent davon abzuholen. Da kriegst du dann auch mehr geregelt, als wenn du nur bei den üblichen Verdächtigen aufschlägst, die eh schon auf HipHop unterwegs sind. Natürlich wussten wir, dass die »Bravo« realitätsverzerrender Inzestschrott war, aber wir waren der Meinung: Wenn wir da das Richtige sagen, dann schaffen wir es auch, unsere Kultur auf eine korrekte Art in den Mainstream zu kriegen.

  • Eizi Eiz: Ich habe mir damals auch die »Bravo« gekauft, weil da Artikel über die Beastie Boys und Public Enemy drin waren.

  • Denyo: Ja. Wobei man sagen muss, dass das nur so halbwegs funktioniert hat. Am Ende wurde es doch nur auf fette Reime, merkwürdige Poster und merkwürdige Zusammenhänge reduziert. Deswegen haben wir dann irgendwann mit »K Zwo« mit der »Bravo« Schluss gemacht.

  • »Deutscher Rap war damals noch sehr von Solidarität geprägt.«Auf Twitter teilen
  • Max Herre und Afrob haben mit »Exklusivinterview« ja etwas ganz ähnliches gemacht.

  • Eizi Eiz: Das war noch vor uns, ja. Die »Bravo« hat es mit Max nämlich echt hart verzockt. Auf der Popkomm ist Max dann damals mit Robbe zu deren Stand gegangen und hat da was kleingehauen. Wobei, wahrscheinlich hat Robbe was kleingehauen und Max hat danebengestanden. (lacht) Deutscher Rap war damals noch sehr von Solidarität geprägt – deutschlandweit gibt es das heute nicht mehr, das ist nur noch in Hamburg so. Aber damals haben wir dann alle gesagt: »Alles klar, wir reden nicht mehr mit der ›Bravo‹.« Und dann gab es ein Problem. Denn zu der Zeit waren das erste Mal fünf oder sechs Tonträger mit deutschem HipHop in den deutschen LP-Charts und keiner von denen wollte mit der »Bravo« reden – und das war für die, ohne Scheiß, der Anfang vom Ende. Das war geil! Generell und auch, weil man gemerkt hat, dass man so etwas bewirken kann.

  • Denyo: Wobei man sagen muss, dass vielleicht daraus auch die Idee der »Bravo HipHop« entstanden ist. (Gelächter) Egal wie man es macht, macht man es verkehrt!

  • Eizi Eiz: Robbe, du Arsch! (Gelächter)

  • So eine flächendeckende Medienverweigerung wäre heute ja undenkbar.

  • Denyo: Es gibt diesen Gemeinschaftsgedenken einfach nicht mehr. Klar trifft man sich hier und da mal, aber dass man gemeinsame Entscheidungen trifft…

  • Eizi Eiz: …oder füreinander einsteht…

  • Denyo: …passiert eigentlich nicht mehr. Dafür kocht heute jeder viel zu sehr sein eigenes Süppchen. Die Solidarität ist einfach nicht mehr da – und die Werte verändern sich auch. Früher musste man sich rechtfertigen, in den Top Ten zu sein. Heute muss man sich erklären, wenn man nicht auf einem der ersten zehn Plätze einsteigt.

  • DJ Mad: Wenn man so will, dann sind wir, was das Voranbringen der Kultur angeht, ein bisschen gescheitert – aber man kann auch nicht alles kontrollieren und beeinflussen. Deshalb schauen wir halt, dass wir in unserem Bereich noch dabei sind.

  • Eizi Eiz: Also in Hamburg. (lacht) Das ist halt das Schöne und da bin ich so stolz drauf: In Hamburg gibt es noch diese Solidarität unter den Leuten, die zu einer bestimmten Zeit zusammengekommen sind. Wenn in Hamburg bestimmte Sachen passieren, dann gibt es da einfach eine andere Form von Gemeinschaft – auch, wenn man sich fünf Jahre nicht gesehen hat.

  • Diese Solidarität hat man immer auch auf den Platten gespürt – zum Beispiel auch auf »Boombule«, dem Remix-Album zu »Bambule«. Warum habt ihr diese Platte damals eigentlich gemacht?

  • Denyo: Das war damals die Idee von Universal, weil die verkauften Einheiten eines Remix-Albums zu denen des normalen Albums dazuzählen und man dadurch den Goldstatus erlangen kann. Wir fanden das gut – auch, weil es damals viele befreundete Artists gab, die geilen Scheiß gemacht haben.

  • Eizi Eiz: Außerdem hieß es: »Dann könnt ihr von allen euren internationalen Lieblingsbands auch mal Remixe anfragen!« und dazu wurde dann ein riesen Pott mit Kohle aufgemacht. Da gab es dann plötzlich 10.000 Mark, um einen Remix mit Marley Marl oder Junior Reid klarzumachen.

  • Denyo: Ich bin dann echt mit 12.000 Dollar nach Jamaika geflogen, habe Junior Reid das Geld da in die Hand gedrückt und mit ihm aufgenommen.

  • Eizi Eiz: Den Marley-Marl-Remix haben wir dann noch nicht mal auf die Platte gepackt, weil der so scheiße war. Kein Spaß! (Gelächter)

  • Ist »Ahnma« mit dem Schwarz-Weiß-Video und dem Refrain eigentlich eine Referenz an »Rock On & On«?

  • Denyo: Musikalisch ist es für mich eher »Tabula Rasa«. »Rock On And On« hat dann doch eine andere Geschwindigkeit und einen anderen Swing und die Stimme von Junior Reid eine andere Phonetik.

  • Eizi Eiz: Als wir mit David, dem Regisseur, rumgeplant haben, haben wir schon auch an das »Rock On An On«-Video gedacht. Damals gab es ja noch keine Drohnen und wir mussten den Helikopter um den Fernsehturm fliegen lassen. Das war richtig amtlich! Wir haben uns halt überlegt, einfach ein paar Zitate einzubauen. Das »Natural Born Chillaz«-Cover, die Palmen aus dem »Gustav Gans«-Clip, die Locationwechsel aus dem »Hammerhart«-Video…

  • Kool Savas hat kurz nach eurem Remix-Album ja auch eins von »Der beste Tag meines Lebens« rausgebracht. Auf dem hat Samy Deluxe auch einen Beat produziert. Er hat mir mal erzählt, dass das seine erste eigene Produktion seit der Zeit vor Dynamite Deluxe war.

  • Eizi Eiz: Welche Beats hat er denn bitte vor dem Dynamite-Deluxe-Album gemacht? (lacht) Er hat mir damals als wir 15 waren meinen zweiten Sampler, den Casio FZ-1, abgekauft. Der stand immer hochkant in seinem Kinderzimmer und ich habe wirklich jedes Mal gefragt, ob er wieder einen derben Beat gebaut hat und er hat nur irgendwas vor sich hingenuschelt. (Gelächter)

  • »Dann haben die Hamburger mit Savas, Mel und Eko gesoffen, gelacht und Spaß gehabt.«Auf Twitter teilen
  • Kurz danach erschien dann auch das Melbeatz-Album »Rapper’s Delight«, auf dem du mit Mieze von MIA. einen Song hattest. Auch wieder so eine Form von Solidarität.

  • Eizi Eiz: Eine besonders schöne, ja. Das Verhältnis zwischen Hamburg und Berlin war ja durch die Zeit von 1999 bis 2002 sehr angekratzt. Aber dann kam Rock am Ring undRock im Park im Jahr 2003… Wobei, wir haben Savas sogar vorher schon mal getroffen. Da hatte Peter ihn gerade bei PDNTDR gesignt und mit zu einem Konzert von uns in Aachen gebracht. Der kam da schon so richtig schlechtgelaunt hin – von berufswegen quasi. (lacht) Danach haben wir hinten Party gemacht. Ich weiß das noch wie gestern: Mad hatte die Anpressung von »Mit Dir« von Max und Joy dabei und Jochen hat dann nur diese »Deine Mutter«-Fetzen aus der Zeile »Sonst hört uns deine Mutter« auf Minidisc gezogen und während die beiden aufgelegt haben, haben die immer wieder »Deine Mutter« getriggert. Wir hatten derbe Spaß, aber Savas stand die ganze Zeit nur da und war voll abgeturned von Hamburg und unserer guten Laune. Aber dann haben wir uns 2003 bei Rock im Park wiedergesehen. Wir haben dort auf der gleichen Bühne gespielt. Tropf und Don Dougie sind dann einfach zu Mel und Savas gegangen und haben miteinander gesoffen. Irgendwann kamen wir drei auch dazu. Dann haben die Hamburger mit Savas, Mel und Eko gesoffen, gelacht und Spaß gehabt. Am nächsten Tag beim Rock am Ring hatten wir ja wieder die gleichen Slots und kannten uns dann schon. Da hat man richtig gemerkt, wie uns allen eine Last von den Schultern gefallen ist. Das war richtig schön.

  • Zu dem Zeitpunkt hattet ihr dann ja auch alle schon einen gewissen Status und konntet die Ellenbogen ein bisschen einfahren.

  • Denyo: Das hat man auf jeden Fall gemerkt, ja. Wenn man dann zum Beispiel beim splash! in den Backstage kam, war die Stimmung nicht mehr so angespannt wie in den Jahren davor.

  • Eizi Eiz: Wir waren nicht mehr die Sellout-Pop-Wichser, weil auch die hungrigen Untergrund-Rapper irgendwann auf MTV liefen.

  • Denyo: Der Kuchen war groß genug.

  • So groß, dass auch ein so eklektizistisches Album wie »Blast Action Heroes« möglich war, das vielen Leuten gezeigt hat, was Rap alles sein kann.

  • Denyo: Wir haben eben erst über das Album gesprochen. Irgendwie haben wir ein ambivalentes Verhältnis zu der Platte. Es sind großartige Sachen drauf, aber auch Sachen, die eher gewollt als gekonnt sind. Es ist nicht jeder Song derbe. Damals war es ja so, dass die Premo-Beats von diesem Just-Blaze-Kram abgelöst wurden. Manchen Songs hört man an, dass wir ihm da schon nachgeeifert haben. Bei anderen klingt es einfach nach den Beginnern.

  • Eizi Eiz: Aber diesen Eklektizismus gab es bei uns ja eigentlich schon immer. Selbst bei »Bambule«, wo wir zurück zum HipHop wollten, ist dieser eklektische Musikgeschmack mit drin. Uns war es bei »Blast Action Heroes« eigentlich nur wichtig, dass wir trotz musikalischer Weitsicht im Club stattfinden konnten. Wir waren eh nie krasse Premo-Fans, aber nach diesem Hoch in 1999 waren diese Rucksack-Beats für uns das Schlimmste. Als 50 Cent, Just Blaze, die Neptunes und Jay Z kamen, ging es bei uns in Hamburg richtig ab mit den Clubs und es lief nur noch richtig geiler HipHop in den Läden. Da wurde getanzt, es gab schöne Frauen und Drinks. Früher haben wir Astra-Knollen getrunken und auf einmal gab es Whiskey-Cola oder Wodka-Red-Bull mit Eiswürfeln. 

  • »Alles fühlte sich nicht mehr so geil an.«Auf Twitter teilen
  • Wie ging’s denn nach »Blast Action Heroes« eigentlich weiter? Ich muss gestehen, dass ich mich da gar nicht so richtig dran erinnern kann.

  • Denyo: Das ist sehr interessant. Denn da hat sich tatsächlich ein Loch aufgetan und es gab ganz viel Leere. Denn trotz unserer tollen Ideen und den clublastigen Sounds mit »Blast Action Heroes« kam international eine Phase, in der es noch mehr Synthie-Beats gab und Crunk plötzlich total angesagt war. Hinzu kam, dass wir vom ganzen Touren und den ganzen Egos echt ausgebrannt waren und Musik immer wertloser wurde. Die MP3s kamen, die Industrie ging den Bach runter, MTV war nicht mehr MTV, sondern ein Jamba-Werbeträger. Alles fühlte sich nicht mehr so geil an. Jan hat dann für sich entschieden, dass er da mal ganz raus will und hat seine Funk-Ära eingeläutet. Eigentlich war ja gedacht, dass wir beide jeder ein Soloalbum machen – er als Jan Delay, ich als The Denyos – und danach mit den Beginnern weitermachen. Aber auch wenn wir immer close waren, war das nicht die Zeit, in der wir gute Musik zusammen machen konnten. Hinzu kam, dass Jan erst beim zweiten Album so richtig mit der Disko No. 1-Band eingegroovt war und das machen konnte, was er schon auf »Mercedes Dance« machen wollte. Also haben wir ihn ziehen lassen. International ist im Rap nicht viel Spannendes passiert und auch hierzulande war gerade Aggro am Start. Ich war dann in Berlin und hatte eine richtige HipHop-Depri-Phase. Deshalb habe ich begonnen, ganz andere Sachen zu machen. Es gab ein Singer-Songwriter-Album, ich habe einen Soundtrack gemacht und gemeinsam mit Mad viel aufgelegt. 

  • Mad, was hast du sonst noch so gemacht?

  • DJ Mad: Ich hab wohl am stringentesten einfach weitergemacht, was wir immer gemacht haben. Seit ich in den Achtzigern in der Rollschuhdisco einen DJ gesehen habe, war ich der Meinung, dass man mit Musik etwas machen kann. Und seitdem versuche ich auf verschiedene Arten und Weisen die Welt zu verbessern. Das geht natürlich mit einer Band sehr viel effizienter als mit einer Radiosendung – aber mit der ging das auch. Ich habe da einfach ehrlich weitergefummelt. Außerdem stand ich durch unsere Alben bei vielen Clubbetreibern auf dem Zettel. Als 2005 die Großraumdiscotheken von Eurodance auf »Black Music« umschwenkten, konnte man da mit einem guten Namen zwischendurch ganz schön fett absahnen. Wenn man sich da nicht komplett blöd bei angestellt hat, sprang da irgendwann auch ein solider Job dabei für dich raus.

  • Denyo: Wir haben ja auch schon 2006 als Beginner Soundsystem angefangen, was niemand so richtig mitbekommen hat. Aber wir waren schon so 50 bis 60 Mal im Jahr unterwegs und hatten dabei richtig Spaß. Das waren eher kleinere Läden, die dann voll mit Beginner-Fans waren – und jedes Mal haben 20 oder 30 Leute gefragt, wann das neue Album kommt.

  • DJ Mad: All diese Aktivitäten, von denen wir hier gerade sprechen, sind so auch Teil der neuen Platte geworden. Ich gehe mittlerweile auf die 45 zu, aber muss mich durchs Auflegen immer noch mit der Geisteswelt von 20-Jährigen auseinandersetzen. Wenn du da stur dein Zeug spielst, hast du irgendwann deinen Ruf weg. Erst durch diese ganze Remix-Liberation im Internet habe ich überhaupt meinen Frieden mit dieser Hit-Welt gemacht. Die wollen halt ihren kack Beyoncé-Kram. Aber vielleicht findest du ja im Internet einen geilen Remix, der moderner auf den Punkt kommt und best of both worlds vereint. Wir haben einfach nicht den Zugang zum Zeitgeist verloren. Wir sind nicht die alten Knacker, die auf die Zeit zurückschauen, in der es für sie noch gut gelaufen ist und sie die Welt noch verstanden haben. Das hilft einem immens viel weiter – und verändert auch den eigenen Anspruch. Dadurch dass man so irre große Mengen an MP3s umzuwälzen hat, musst du dir echt die richtig guten Dinger rauspicken. Klar hast du dann ein paar Retro-Sachen oder Bass-Kram dabei, aber du willst auch was spielen, das richtig auf blöd den Club wegballert. Dann hörst du die Songs, schaust dir mal ein Tutorial an und merkst, dass das doch gar nicht so einfach und der Hit-Knopf nicht in irgendeinem Plug-In versteckt ist. Das hat auch bei der Albumproduktion geholfen.

  • »Wir haben einfach nicht den Zugang zum Zeitgeist verloren.«Auf Twitter teilen
  • Habt ihr auch mal daran gedacht aufzuhören und keine weitere Beginner-Platte zu machen?

  • Denyo: Grundsätzlich war für mich eigentlich immer klar, dass es weitergeht, man dem Ganzen aber auch Raum geben muss. Natürlich kann man sich auch mal den Druck machen und eine Deadline geben, aber es musste immer auch die Option geben zu sagen »Ah, ne, doch nicht.«

  • Eizi Eiz: Mir war auch immer klar, dass da was Neues kommen wird. Aber es musste eben auch den eigenen Ansprüchen genügen oder sie sogar noch übertreffen. Als wir 2010/2011 losgelegt haben, gab es auch diese Ansprüche. Und als wir dann die ersten Song gehört haben, waren diese Ansprüche immer noch da.

  • Denyo: Parallel dazu haben wir aber auch wieder erste Shows gespielt. Das hat total Spaß gemacht, weil der Vibe stimmte – aber wir waren eben noch nicht advanced. Deswegen haben wir uns noch mal wieder zurückgelehnt, Jan hat seine Rock-Platte gemacht, ich habe geübt, nach neuen Sounds geforscht, und mit Symbiz mein Album »Derbe« gemacht.

  • Wenn alle schon darauf warten, noch mal zu sagen »Wir sind noch nicht so weit.« traut sich heute ja auch fast keiner mehr…

  • DJ Mad: Man kann heutzutage nicht mehr mit halbgarer Scheiße kommen. Dafür ist einfach viel zu viel Mist da draußen, der zwar formal richtig ist, aber nichts reißt.

  • Denyo: Ich bin wahnsinnig dankbar dafür, dass wir mit den Beginnern in so einer Position sind, dass dieses Album eine derartige Aufmerksamkeit genießt. Diese Chance, noch mal ein Album zu veröffentlichen, was genau wie die Songs auf »Bambule« auch nach ein paar Jahren noch gehört wird, will man ja auch nutzen – und dann mit was richtig Derbem kommen.

  • DJ Mad: Der Rückenwind, den wir gerade bekommen, ist echt fies. Die Tour war fast ausverkauft, bevor es überhaupt einen Beweis dafür gab, was die Fans da zu erwarten haben. Andere Artists würden sich ein Bein ausreißen, damit man ihnen wenigstens zehn Sekunden zuhört. Das ist echt ein Privileg. Aber genau deshalb wollen wir auch nicht verkacken.

  • »Wir wollten nicht irgendetwas rausbringen, sondern krass abliefern.«Auf Twitter teilen
  • Wann ging es dann wieder richtig los?

  • Denyo: 2015 waren wir dann an dem Punkt, an dem wir gesagt haben: »Jetzt machen wir wieder was!« Ein paar Skizzen, die wir in den Jahren davor schon gemacht haben, haben wir dann auch für die Arbeiten am Album wieder rausgeholt. »Rap & fette Bässe« ist ein Beat von Jan und Tropf, der damals schon geknallt hat. »Nach Hause« war ursprünglich ein Beat von mir, für den ich mit Wobble-Bässen rumexperimentiert habe, der aber noch nicht ganz so gut klang. Da haben wir dann Chris von Symbiz mit ins Boot geholt. Das ist genau das, was Mad eben meinte. Wir mussten uns ja jetzt nicht krampfig irgendetwas aneignen, sondern haben jemanden dabei, der unsere alte Musik kennt, weil er früher Fan von uns war und jetzt am Puls der Zeit ist. So konnten Jan und ich uns die Lyrics konzentrieren. So haben wir aus der Essenz der damaligen Beats von Jan, Tropf und mir und den neuen Sachen das Ding fertigmachen können.

  • Eizi Eiz: Beats bauen und rappen ist in meinen Augen Sport, also haben wir immer weitertrainiert. 2014 waren wir dann vielleicht besser, aber unsere Ansprüche sind auch schon wieder gestiegen. Erst im letzten Sommer haben wir dann gemerkt, dass sich unsere Ansprüche mit der Musik decken und das etwas geht. Wäre dem nicht so gewesen, hätten wir es nicht rausgebracht. Wir wollten ja nicht irgendetwas rausbringen, sondern krass abliefern.

  • DJ Mad: Die Beginner wollen ja immer etwas Neues machen und nicht so klingen wie früher. Man erfindet im HipHop gerade aber keine grundsätzlich neuen Strömungen – wie damals in den Achtzigerjahren, als nach der SP1200 alles anders war. Heute bekommst du das eher durch die geschickte Neumischung der bekannten Zutaten hin. Die Generation, die es gewohnt ist, mit Synthesizers und Plug-Ins aus dem Nichts Musik zu erschaffen – was grandios und eine große Kunst ist –, ist gar nicht fit in dieser ganzen Samplefrage. Das ist in meinem Verständnis aber eine der Hauptantriebsfedern im Rap – eine MPC konnte alleine auch nicht viel, da musste der Flash von woanders kommen. Ein gutes Beispiel für dieses Zusammenbringen ist sicherlich »Rambo No. 5«. Da zimmert die ganze Zeit dieses ultrapenetrante Hornriff durch, aber gepaart mit dem 75-BPM-Lowbass-Scheiß funktioniert es auf deinem Handylautsprecher genauso wie im Club – so ein Ding hat sonst keiner.

  • Ihr habt mal erzählt, dass es zu »Blast Action Heroes«-Zeiten eine schwarze Liste gab, auf der ihr all jene Sachen geschrieben habt, die auf »Bambule« und »Searching For The Jan Soul Rebels« schon verwendet worden sind. Gab’s so eine Liste dieses Mal auch wieder?

  • Denyo: Ne. Aber was es gab, war eine grundsätzliche gemeinschaftliche Herangehensweise. So nach dem Motto »Alles für den Song!« Wir haben alle zusammen gearbeitet und die Egos außen vor gelassen. Bei »Blast Action Heroes« war das noch viel klarer unterteilt. Jeder hat für sich seine Ideen verteidigt und auf Dinge bestanden. Dieses Mal ging es viel mehr darum, das Ganze gemeinsam zum besten Endergebnis zu führen – mit mehr Liebe, mehr Flash und mehr Detail.

  • DJ Mad: Ich habe das als sehr professionelle Denkweise empfunden. Man klammert nicht mehr so sehr an seinem eigenen Scheiß, sondern hat auch verstanden, wenn etwas anderes geiler geklungen hätte.

  • Denyo: Wenn etwas auf der schwarzen Liste gestanden hätte, dann allerhöchstens: »Egos weg!« Im Studio in der Forsterstraße, wo wir auch ziemlich viel geschrieben haben, waren noch ganz viele andere Leute wie Seeed und die Beathoavenz. Wir haben überall mal reingehört. Perry von den Beathoavenz hat gerade irgendetwas für einen Film komponiert. Jan fand das total geil und hat gefragt, ob wir das mal haben können. Dann haben wir darauf »SPAM« geschrieben, Chris von Symbiz kam noch dazu und hat das dann ausgearbeitet. Früher wäre uns niemals in den Sinn gekommen, jemanden wie die Beathoavenz zu fragen, ob wir etwas von ihnen haben können, weil wir der Meinung waren, wir müssten es selber machen.

  • Was ihr aber noch selber macht, sind Scratches.

  • DJ Mad: Die sind alle nach Parametern der alten Welt gesucht. Es war immer so, dass erst der Text stand und wir dann nach den passenden Vocalcuts gesucht haben – und die müssen stimmen: Thema, Tonlage, Grammatik, Tempo. Die einfachste Variante wäre natürlich, dass man sich einen Sprecher holt. Wir kennen ja auch Oliver Rohrbeck und können den einfach etwas einsagen lassen. Mit meinem Digital-Cut-Ding scratche ich dir das in einem halben Nachmittag ein – aber das ist nicht der Sport! (grinst) Man wollte die Sachen früher schon immer auf Vinyl finden, damit man sie auch scratchen kann. Ich habe auch für dieses Album meine gesamten Deutschrap-Maxis durchgehört und hinterher einen Cut von der gesamten Plattensammlung zu benutzen. (lacht)

  • Die Cuts kommen von Torch, von Audio88 & Yassin, Afrob & Ferris MC und einem »Styleliga«-Song von Sam Semilia

  • Eizi Eiz: Unsere Musik ist ja eine Wiedergabe unseres Universums. Egal, wohin ich gehe, trage ich alle Songs, die ich je gefeiert habe, immer mit mir herum. Dann mache ich einen Beat und höre darauf einfach ein Sprach-Sample. Seitdem Samy bei Tropf im Schlafzimmer »Dinge regelt« auf »Fingernägel« gerappt hat, habe ich diese Line im Kopf – und irgendwann ist dann da der Moment, in dem man sie nutzen kann.

  • Denyo: Es ist ganz wichtig, dass diese Cuts da drin sind. Die geben den neo-mäßigen immer noch wieder ein bisschen was Klassisches mit – ganz egal, wie weit draußen man sich musikalisch bewegt. Aber dadurch, dass die Cuts von Mad so unheimlich präzise sind, hat es auch wieder etwas total Neuartiges.

  • DJ Mad: Die Samples verorten das Ganze ja auch im HipHop – und darum geht’s doch! Durch die Vocalscratches bekommst du Zugang zu der Vergangenheit.

  • Trotz dieser neuen Offenheit vermittelt das Album auch einen gewissen Traditionalismus und Geschichtsbewusstsein. Das fängt schon beim Titel »Advanced Chemistry« an – Torch wird auch an anderen Stellen genannt.

  • Eizi Eiz: Wir haben Torch eben viel zu verdanken. Der ist echt der Derbste. Wenn der nicht wäre, wären wir – und ganz viele andere auch – nicht hier.

  • Aber warum wird er von so vielen Leuten so scheiße gefunden?

  • Eizi Eiz: Ich glaube, dass die Leute aus Berlin, die ihn kacke finden und das auch immer wieder sagen, die gleichen Leute sind wie die, die immer ein Problem mit dem hatten, was 1999 in Hamburg passiert ist. Die Leute, die damals in Hamburg am Start waren, haben aber in der Zwischenzeit so viele gute Sachen gemacht, das man sie leider nicht mehr kacke finden kann – Torch aber nicht. (lacht)

  • Denyo: Für die jüngere Generation ist halt nicht Torch der Erfinder, sondern Savas. Wenn man aber auf den Urgott für Deutschland zurückgucken möchte, dann bleibt da eben einfach nur Torch. Das ist auch der Grund, weshalb wir das immer wieder betonen. Er ist nun mal der erste, der den Spirit von HipHop – also die ganze Kultur – hierzulande verbreitet hat.

  • DJ Mad: Wir und viele andere, die das Ding Ende der Neunzigerjahre über den Berg gerollt haben, sind von ihm inspiriert.

  • Eizi Eiz: Es gibt die einen, für die ist Torch der Anfang, für die anderen ist Kool Savas der erste gewesen – das sind einfach die verschiedenen Rap-Strömungen.

  • Das Feedback – egal ob positiv oder negativ – auf »Ahnma« war ja wirklich beeindruckend. Habt ihr mit solchen engstirnigen Kommentaren gerechnet, die sich über den »Türsteher« Gzuz beschweren?

  • Eizi Eiz: Am besten haben mir eigentlich die »Was machen diese beiden Typen neben Gzuz?« und die »Seit wann rappt Jan Delay denn?«-Kommentare gefallen. (Gelächter)

  • Denyo: Ich finde das aber total geil, weil wir junge Leute am Start haben, die uns noch gar nicht auf dem Zettel hatten. Wenn sie sich nämlich darauf einlassen, dann checken sie auch, dass wir nicht irgendeine Band sind, sondern dass es uns schon seit 25 Jahren gibt und es da noch ganz viel zu entdecken gibt. Abgesehen davon hätte ich niemals damit gerechnet, dass es so viel positives Feedback gibt. Das ist nicht selbstverständlich.

  • Die letzte Frage geht an Denyo: Was ist eigentlich der »Jason-Derulo-featuring-Tyga-Flow«?

  • Denyo: Ein Flow mit einer eigentlich coolen Stimme von einem eigentlich technisch auch guten Rapper, der aber trotzdem nicht mehr spannend ist und der etwas vermissen lässt: Dringlichkeit, Schmerz, das Bedürfnis, etwas für die Kunst zu machen. Vielleicht meine ich damit auch einfach zu viel Professionalität und Technik und zu wenig Echtes und Seelisches.

  • Eizi Eiz: McDonald’s.

  • Denyo: Ja, genau. Da wird mit guten Geschmacksverstärkern gearbeitet und du schmeckst die feinen Nuancen gar nicht mehr heraus. Technisch gibt es zwischen Tyga und Travis $cott keinen großen Unterschied, aber bei Travis $cott spürst du viel mehr Willen und Tyga kommt über Industriestandard nicht hinaus.

  • Eizi Eiz: Vor fünf Jahren wäre das FloRida gewesen. Aber 2016 kennt den kein Schwanz mehr. (lacht)