Shindy »Ich gehe an ein Album mit dem Anspruch ran, andere Rapper kotzen zu sehen.«

shindy_interview_2014

Shindy war schon vieles: Griechischer Vielficker, Keith Richards, Kid Rock, Heisenberg, Mr. Nice Guy, Ice-T, Tyrese, Bruce Wayne, Martin Scorsese, Hugh Hefner, Aladdin. Vor allem war und ist Michael Schindler aber ein erstaunlich guter Rapper, der mit einem noch erstaunlicheren Debütalbum namens »NWA« im letzten Jahr viele vor den Kopf stieß. Tiefenentspannt und überarrogant ließ es sich der ehemalige Sidekick von Kay One auf knallharten und butterweichen Beats gleichermaßen gutgehen – egal ob es da gerade um das als trophy wife fungierende Sylvie-Meis-ehemals-van-der-Vaart-Lookalike, Zahncreme mit Früchtegeschmack oder Häagen Dazs mit Mandeln ging.

Ein gutes Jahr später legt Shindy mit »FVCKB!TCHE$GETMONE¥« nun ein Album nach und parkt damit den Vorgänger in dessen Schatten. Weil Shindy Beats hat, die Rick Ross und Lil Bibby auch gern hätten. Weil ihm in Sachen Reime niemand außer Kollegah die Evian-PET-Pulle reichen kann. Weil er sich immer noch wie eine, wenn auch sehr teure, offene Hose benimmt, ein farblich darauf abgestimmtes oversized Designer-T-Shirt überwirft und nach drei Espressi und einem gut abgehangenen Chateaubriand-Steak mit der Süßholzraspel Jagd auf wohlhabende Ü40-Frauen und BWL-Studentinnen gleichermaßen macht – und das Ganze so eloquent und charmant wie kein anderer in gute Tracks verpackt. Ein Gespräch über musikalische Früherziehung, Haarspülungen mit Mandelöl und warum Texteschreiben für Shindy wie Hausaufgaben ist.

  • Ich habe gelesen, dass der »Up In Smoke«-Tourfilm dich zum HipHop gebracht hat.

  • Ja, den hatte ich damals auf VHS-Kassette. 1996 hatte ich schon mitbekommen, wie 2Pac erschossen wurde, weil mein Cousin mich damit übertrieben therapiert hat. Aber ich war gerade acht Jahre alt und habe nicht so richtig gepeilt, was da los war. Und 1999 habe ich dann das Video zu »The Next Episode« gesehen. Davor gab es für mich nur Michael Jackson. Aber den Song habe ich damals so richtig abgefeiert. Irgendwann hat mir jemand das »2001«-Album von Dr. Dre gegeben. Dann habe ich mir von meinem Cousin die VHS-Kassette geklaut und die heimlich zuhause angeguckt. Danach war’s richtig vorbei. Wie die damals in dem Lowrider auf die Bühne gekommen sind hat einfach meinen Kopf gefickt. Ich wollte unbedingt sein wie die.

  • Und dann wolltest du das, nehme ich an, auch machen. Die Mittel hattest du ja – immerhin hast du musikalische Früherziehung genossen.

  • Nicht nur die. Ich habe auch eine Zeitlang Gitarre gespielt, weil Michael Jackson in einem seiner Videos damals eine rote E-Gitarre hatte. Aber mit sechs Jahren und Kinderfingern konnte ich noch keine E-Gitarre lernen. Also haben die mich dort mit der Akustikgitarre vertröstet und meinten, ich könne mit E-Gitarre anfangen, wenn ich zwölf bin. Also habe ich das immer recht halbherzig nebenher gespielt. Aber ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich dann E-Gitarre spielen konnte, habe ich mich auch für Rap interessiert und meinen Lehrer recht schnell gebeten, mir doch mal ein paar Akkorde auf dem Klavier zu zeigen. Und direkt nach dem ich den »Up In Smoke«-Film gesehen habe, wollte ich sofort rappen. Meine Kumpels hatten aber alle keinen Bock. Das war auf Englisch und viel zu kompliziert für die. (lacht) Dann habe ich mir eben alleine ein Headset mit Mikrofon gekauft und mit dem Magix Music Maker angefangen aufzunehmen, was aber schnell langweilig wurde, weil man selbst nichts einspielen, sondern immer nur Loops übereinander legen konnte. Mein Bruder hatte zu der Zeit Keyboardunterricht und ich habe dann noch ein Headset gekauft, das Mikro abgemacht, auf den Lautsprecher von dem Keyboard geklebt und mir so ein eigenes Spurgerät gebaut. Und dann kam irgendwann Fruity Loops und ich habe gedacht: »Dicka, jetzt geht’s ab!«

  • Und? Ging’s ab?

  • Am Anfang noch nicht so. Ich wollte mich dann auch professioneller aufnehmen und weil ich nicht genug Geld hatte, habe ich mit meinen Kumpels zusammengeschmissen und wir haben ein neues Mikro bestellt. Und als das dann kam, waren wir so: »Äh, Scheiße, was ist das denn für ein komischer Stecker?!« (lacht) Dann mussten wir noch das letzte Geld für einen Mixer zusammenkratzen. Aber ich fand’s überkrass, weil keiner von meinen Freunden Musik machen wollte und die das trotzdem mitfinanziert haben. Und dann habe ich ne Woche bei einem Kumpel gepennt und wir haben jeden Tag Songs auf meine beschissenen Fruity-Loops-Beats aufgenommen. Ich wusste damals ja noch nicht mal, dass man die Instrumente mit Effekten versehen konnte. Die Sounds hatten keinen Hall, keinen Kompressor, kein gar nichts. Ich wusste auch nicht, dass man die Spuren dann einzeln rausbouncen muss. Ich habe einfach immer die kompletten Beats in 192er-MP3-Qualität exportiert, weil die Dr.-Dre-Songs ja auch 192er waren. (lacht) 

  • Und dann? Direkt ins Internet damit?

  • Ich wollte das schon online stellen. Aber zu der Zeit habe ich alle zwei Wochen solche Fortschritte gemacht, dass ich doch noch etwas gewartet habe. Ein paar Sachen habe ich dann sogar an Royal Bunker geschickt. Und über deren Webseite bin ich dann auch auf Chablife gestoßen. Bei denen habe ich dann Songs von mir ins Forum gepostet. Und dann hat Jaysus mich direkt angeschrieben und gefragt, ob das wirklich alles von mir ist und wie alt ich denn wäre. Zu der Zeit war ich gerade 14 Jahre alt. Und ich habe gerappt wie Eko. (grinst)

  • Manchmal hast du mich auch an Summer Cem erinnert.

  • Wenn, dann eher unbewusst. Eko war für mich damals das Maß der Dinge. Aber dann war schnell klar, dass ich nicht einfach wie Eko rappen kann. Und da ich damals schon die Sachen von Ma$e und Fabolous gefeiert habe, gingen meine eigenen Sachen dann schnell in diese Richtung. Ich habe zum Beispiel denn »Keepin’ It Gangsta«-Beat genommen und den Text eins zu eins ins Deutsche umgeschrieben und alles genau so betont. 

  • Und dann bist du Teil von Southlända geworden.

  • Geil, Alter. (lacht) Du bist richtig gut informiert. Southlända war allerdings kein Label, sondern einfach ein Kollektiv. Es gab ja bei uns in der Gegend (Bietigheim-Bissingen, Anm. d. Red.) nichts. Ich kannte niemanden, bei dem ich richtig gut hätte aufnehmen oder mit dem ich mich hätte austauschen können, weil einfach niemand in meiner Gegend gerappt hat. Insofern war das sehr hilfreich.

  • »Ich gehe an ein Album mit dem Anspruch ran, andere Rapper kotzen zu sehen.«Auf Twitter teilen
  • Die Info über das Southlända-Ding habe ich – du kannst es dir fast denken – aus einer ganz alten Bio, die ich über dich im Netz gefunden habe. Da steht auch, dass es dein Ziel sei, »Musik in die Clubs zu bringen und sie ›sowohl in den schwarzen 3ern als auch in den Kleinwagen schöner Frauen zu hören‹«. Ich finde es beachtlich, dass du mit 14 Jahren schon so punktgenau ausformuliert hast, was jetzt absolut der Wahrheit entspricht.

  • (grinst) Ich wusste schon von Anfang an, was ich machen möchte und ich wusste auch, dass das fehlt. Ich fand damals halt, dass Deutschrap nicht cool war. Dann kam irgendwann Bushido und das Ganze wurde sehr aggressiv und auch schon cool – aber eben nicht auf die Art, auf die ich es mir gewünscht habe.

  • Du hast dann aber ganz lange auch nur hier und da mal einen Song oder ein Feature gemacht. Einen schönen Überblick darüber liefert ja das »Der Grieche aus dem Süden«-Mixtape.

  • Das ist halt der Nachteil dieser Internetgeschichte: solche Sachen verschwinden nie wieder. Ich finde das an sich gar nicht so schlimm, weil die Leute die alten Sachen eigentlich auch durchgehend feiern. Aber ich selbst kann mir das nicht anhören. Inhaltlich finde ich das gar nicht verkehrt, aber die Art und Weise, wie es gerappt ist finde ich manchmal ganz schlimm.

  • In der Biografie, die ich eben angesprochen habe, gibt es auch zwei Zitate (u. a. »Der coolste Grieche, seit George Michael schwul ist«), die eigentlich Lines von Illmat!c sind. Wie fandest du seine Sachen denn damals?

  • Richtig geil. Ich kenne ihn nicht persönlich und auch nicht alles, was er gemacht hat. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass er eigentlich das gleiche versucht hat wie ich. Und das fand ich geil. Es gibt doch dieses »Alles was du willst«-Video mit Cassandra Steen und das wurde nie gespielt, was mich immer richtig krass aufgeregt hat.

  • Ein Rapper bist du dann aber immer noch nicht geworden.

  • Nee. Ich habe erst mal Abi gemacht und dann, wie ein braver deutscher Bürger, meinen Zivildienst absolviert.

  • Wo denn?

  • ASB in Ludwigsburg. Ich bin die übelste Legende dort. Ich musste morgens immer behinderte Menschen von zuhause abholen und in die Behindertenwerkstätten bringen, danach Essen ausfahren und dann die Leute wieder abholen. Und ich habe jeden Tag verpennt. So oft, dass mir die Ausreden ausgegangen sind. Aber es hat nichts daran geändert, dass ich am nächsten Morgen wieder zu spät war. Einfach, weil ich die ganze Nacht irgendwo rumgehaben habe oder dachte, ich würde gerade den Beat meines Lebens produzieren.

  • Wie bist du dann eigentlich mit Bushido in Kontakt gekommen?

  • Durch Kay One. Er wollte Bushido unbedingt etwas von mir zeigen, aber meine Sachen waren ihm zu alt. Er meinte, ich sei schon viel krasser geworden. Dann hat Kay DJ Gan-G therapiert, dass ich unbedingt bei ihm aufnehmen müsse. So ist »Crime Payz« entstanden. Kay hat das dann Beatzarre, Djorkaeff und Bushido vorgespielt und die fanden das scheinbar ganz krass.

  • Was danach, also bis zu deinem Debütalbum »NWA« passiert ist, weiß man dann ja größtenteils. Auf einem der neuen Songs rappst du, dass du dich für das Album nicht mal angestrengt hast. Ich habe mir »NWA« im Zuge der Vorbereitung natürlich auch noch mal angehört und muss sagen, dass es wirklich wie eine superentspannte Angelegenheit klingt.

  • (lacht) Es gab solche und solche Tracks. Genau wie bei dem neuen Album. Ich gehe an ein Album mit dem Anspruch ran, andere Rapper kotzen zu sehen. Die sollen überlegen und zu dem Entschluss kommen, aufzuhören, weil sie nicht so sein können wie ich. Aber bis ich die Singles habe, ist es bei mir immer ganz schlimm. Den Text für »JFK« zum Beispiel habe ich zwei Monate vor mir hergeschoben. Der Beat war so heftig, aber ich dachte immer, dass es mit Text nur schlechter werden kann und habe in zwei Wochen grad mal zwei Zeilen geschrieben, die dem Song gerade noch so gebührten.

  • »Auf gute Beats kann jeder Trottel rappen und es ist trotzdem geil.«Auf Twitter teilen
  • Gibt’s denn Songs, mit denen du auf »NWA« im Nachhinein nicht zufrieden bist?

  • »Slow Motion« ist für mich ein richtiger Dreckssong.

  • Wieso das denn?

  • Ich hab‘ den aufgenommen und nie wieder angehört.

  • Für mich fängt der zum Beispiel krass ein, wie du nachts in deinem Auto sitzt und das Schild der Aral-Tankstelle ins Fahrzeuginnere scheint und das Armaturenbrett in bläuliches Licht taucht.

  • Geil. (grinst) Aber um noch mal auf das mit dem ›Anstrengen‹ zurückzukommen: Ich habe mich insofern angestrengt, als dass ich mir überlegt habe, wie ich klingen will und was die Songs bei den Leuten auslösen sollen. Darin lag die Anstrengung.

  • Musikmachen selbst ist also nicht anstrengend?

  • Gar nicht. Wenn ich wüsste, dass ich den ganzen Tag nur Beats bauen dürfte, wäre das für mich richtig Jackpot. Aber dann komme ich zu Beatzarre und Djorkaeff ins Studio und die fragen mich dann, ob ich was geschrieben habe – dabei lag ich den ganzen Abend nur im Bett, habe einen Beat von uns im Loop gehört und daran gedacht, wie wir das Sample geflippt haben. (lacht) Die Anstrengung liegt eher darin, den Plan zu machen. Beats bauen macht übelst Spaß und Texteschreiben ist wie Hausaufgaben machen.

  • Wie Hausaufgaben?

  • Ja, du musst dich halt einfach hinsetzen und es machen.

  • Wenn dir ein guter Reim einfällt – sagen wir: »Google Chrome« auf »Hurensohn« – notierst du den dann?

  • (grinst) Ich denk‘ nie an Reime und ich denke auch nie an Texte. Aber wenn ich manchmal Wörter oder Formulierungen höre, wie zum Beispiel »all black everything« und ich mir denke: »Geil, dass muss ich mal rappen.«, dann schreibe ich das auf, aber suche nicht nach Reimen. Ich habe eine Liste, auf der ich solche Wörter sammle. Und daraus entsteht dann alles. Manchmal fällt die Formulierung oder das Wort aber auch wieder weg, weil ich dadurch auf andere Sachen komme.

  • Ich finde es interessant, das zu hören, weil du neben Kollegah ja in meinen Augen mit die besten Reime im Deutschrap hast. Dendemann könnte man vielleicht noch mit dazuzählen, oder?

  • Joa. Der hatte immer so Nomenreime, ne? Find‘ ich aber geil. Das Wichtigste ist aber, dass es am Ende gut klingt. Ganz egal, ob der Reim drei, vier, fünf oder x Silben hat. Bei »Cabriolet« wäre es totaler Quatsch gewesen, mehrsilbige Reime reinzuquetschen. Dann wird es nämlich irgendwann wie Mathe und hat nichts mehr mit Musik zu tun.

  • Gibt’s denn Leute, von denen du sagst: »Die haben krasse Reime.«?

  • Kollegah, der hat krasse Reime. Aber sonst…? Klingt jetzt arrogant, aber da gibt es sonst eigentlich niemanden, der es mit mir aufnehmen könnte.

  • Du ziehst die Silben am Schluss ja mitunter sehr lang, so dass es im Hals schon richtig kratzt. Rappst du das so ein oder ziehen Beatzarre und Djorkaeff das noch ein bisschen länger?

  • Ich rappe das immer genau so ein. Klar mischen die beiden das noch, damit es etwas prägnanter klingt. Aber ansonsten bin das alles ich.

  • Die Beats auf » FVCKB!TCHE$GETMONE¥« sind, genau wie auf »NWA«, sehr unterschiedlich. Da ist von düsterem Trap über Eastcoast-Anleihen bis hin zu Maybach-Music-artigen Instrumentals alles dabei.

  • Wenn wir irgendwo ein Sample finden, weiß ich in der ersten Sekunde, ob ich das haben möchte. Da habe ich, glaube ich, ein glückliches Händchen. Und die Beats die ich picke, klingen halt nicht Yuppie-Deutschland-mäßig. Manchmal denke ich, dass die Leute immer noch nicht gecheckt haben, dass die richtigen Trap-Melodien kein A-Moll-Akkord sind. Das sind irgendwelche behinderten Töne, die eine Atmosphäre erzeugen müssen. Und Deutschrap-Beats sind oft viel zu voreilig gemacht. Die Instrumentals haben dann vielleicht statt 90 mal nur 70 BPM und 808-Drums – aber das reicht nicht. Da fehlt einfach die Atmosphäre. Und Musik ist ja Atmosphäre. Du willst ja ein Gefühl hervorrufen – und das passiert nicht nur durch den Text. Ich finde sogar, dass es primär durch die Musik geschieht. Auf gute Beats kann jeder Trottel rappen und es ist trotzdem geil.

  • Glaubst du, dass das Image vom Langschläfer mit Peter-Pan-Syndrom langsam ausgereizt ist?

  • Das entspricht einfach nicht mehr der Tatsache. Zu »NWA«-Zeiten war das so. Ich hatte gerade einen Plattenvertrag, ein bisschen Geld und am Wochenende Auftritte mit Bushido. Da war die Welt für mich so super, dass man sich das gar nicht vorstellen kann. (schmunzelt) Ich konnte da immer bis 13 oder auch 16 Uhr schlafen und meine Mutter konnte nichts dagegen sagen. Dementsprechend ist das auch in die Texte eingeflossen. Aber wenn ich jetzt jeden Abend mit Arafat und Ali irgendwo beim Italiener sitze und esse, rappe ich halt darüber.

  • Worüber du auch gerne rappst, ist Sex. In Deutschland gab es auch schon viele Lieder über Geschlechtsverkehr …

  • … aber ganz ehrlich? Das will doch kein Mensch mehr hören.

  • »Meine Songs sollen den Frauen ein Stück weit auch beibringen, was sie mit sich machen sollen.«Auf Twitter teilen
  • Ich finde, du schaffst da von der Musik über die Wörter, mit denen du das alles beschreibst, ein Surrounding, das es zum ersten Mal unpeinlich wirken lässt.

  • Ich bin eben ein Ästhet. 

  • Gutes Stichwort. Unter einem deiner Videos stand letztens sinngemäß, dass du der erste deutsche Rapper bist, der weiß, wie man Agent Provocateur ausspricht. Und in der Tat sucht man diese Gucci-Louis-Prada-Fendi-Aufzählungen bei dir vergebens.

  • Die anderen Rapper haben halt keine Ahnung. Die merken nur, dass die Jugendlichen heutzutage sehr Fashion-affin sind und denken, dass es reicht Gucci, Louis und Prada aufzuzählen. Die sehen immer noch aus wie vor zwei Jahren, aber zählen halt die ganze Zeit diese Standard-Markennamen auf. Du musst dich ja nicht mal übertrieben auskennen. Ich bin auch kein Karl Lagerfeld. Aber ich gebe mein Geld eben gerne für teure Klamotten aus und interessiere mich für Sachen, die gut an mir aussehen und die mir gefallen. Ich habe doch mit 14 auch schon gerappt, dass ich irgendwelche Bitches ficke und das ist bis heute so geblieben. (lacht) Ich muss auch sagen, dass ich mich beim letzten Album noch etwas damit zurückgehalten habe. Aber insbesondere im Vorfeld konnte ich mir die richtig krassen Sachen, zum Beispiel ein T-Shirt für 500 Euro, noch gar nicht leisten. Und jetzt sehe ich irgendwelche Typen, die in Sachen Mode auf dicke Hose machen. Deswegen ist das Thema auf dem neuen Album vielleicht ein wenig zu präsent, aber das ist mir egal. Das musste einfach raus.

  • Ich war auch erstaunt, dass du weißt, was ein Monokini ist. Manchmal klingen die Tracks fast, als würde man die »Elle« oder die »Vogue« durchblättern.

  • (schmunzelt) Das ist gut. Genau das will ich erreichen.

  • Ich habe den Eindruck, dass du dich nicht nur sehr gut mit Mode, sondern auch Kosmetik und Pflegeprodukten auskennst.

  • Ja?

  • Wenn du zum Beispiel davon erzählst, dass das Haar der Frau nach Mandelöl riecht.

  • Na, guck mal: Wenn ich nach dem Sex unter die Dusche gehe und daran denke, wie krass ihre Haare gerochen haben und dann steht da eine Haarspülung mit Mandelöl – dann baue ich das eben in meinen Text ein. Weil du das so geil fandest und dir wünschst, dass ab jetzt jede Frau, mit der du bumst, diese Spülung benutzt oder diese Unterwäsche und jene Schuhe trägt. Meine Songs sollen den Frauen ein Stück weit auch beibringen, was sie mit sich machen sollen. Damit die schon so zu mir kommen. Außerdem glaube ich, dass dieses Sich-Auskennen auf die Frauen, die in mein Beuteschema fallen, sehr anziehend wirkt.

  • Lebensziel Privatier?

  • Schon, ja. Aber mit so viel Geld, dass ich es gar nicht mehr ausgeben kann. (grinst)

  • Letzte Frage: Was ist dein Problem mit Curse?

  • Als Künstler ist mir scheißegal, ob er zurück kommt oder nicht. Er kann mir da nichts anhaben, weil wir weder in derselben Woche kommen, noch dasselbe Publikum bedienen. Ich sage auch gar nicht, dass ich krasser bin oder mehr verkaufen werde als er. Das stehen wir uns nicht im Weg. Aber als Rap-Fan ist mir das nicht scheißegal. Ich liebe HipHop über alles, ich bin ein richtiger HipHop-Spast. Ich könnte zwei Wochen mit Djorki im Keller sitzen, Platten anhören und mich darüber freuen, dass wir das »New York Minute«-Sample gefunden haben. Aber wenn man zugesehen hat, wie die alte Garde sich nicht nur musikalisch verabschiedet, sondern der ganzen Szene den Rücken kehrt, dann stört mich das. Bei Azad war das zum Beispiel nicht so. Der hat sich immer mal wieder gemeldet. Aber bei Curse war das nicht so. Rap ist wie meine Freundin und Curse ist ihr Ex-Freund. Und dann kommt er auf einmal an und will sie zurück. Das geht nicht. Mir ist auch egal, was er früher gemacht hat. Das war eh nie so mein Ding. Ich finde diese Rücktritte von den Rücktritten ganz schlimm. Genau wie bei Manuellsen. Wenn du zurücktrittst und es niemanden interessiert, dann hast du halt Pech gehabt. Normalerweise behalte ich so was auch für mich, aber in dem Moment hat es mich halt krass aufgeregt.