Denyo »Hammerhart« – ein Song und seine Geschichte

Denkt man an »Golden Era« von Deutschrap zurück, geht das unweigerlich mit der Erinnerung an einzelne Bands, Künstler, Alben und Tracks einher. Eine dieser Bands heißt Absolute Beginner, das entsprechende Album »Bambule«. Und der Track? Der war »Hammerhart«.

absolute-beginner_hammerhart

1999: »Bambule« von den Beginnern ist seit einem Jahr draussen und hatte mit dem hypnotisch eingängigen »Liebes Lied« im Vorjahr auch schon eine veritable Hit-Single – die nur um Haaresbreite an den damaligen Top Ten vorbeirauschte. Dennoch: Plötzlich war die Zuhörerschaft für deutschen HipHop allgemein und für die Beginner im Speziellen um ein gutes Stück gewachsen. Dass die im Folgejahr veröffentlichte Single »Hammerhart« dann nicht ganz so gut abschnitt, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Nummer wieder deutlich mehr Rap- und weniger Singalong-Qualitäten aufwies: Eißfeldt exklusiv an Hook und Beat, Mad an den Technics, Arfmann an den Reglern – und an den Parts? »Wer is‘ da? Dennis da.« Genau diesen haben wir daher auch gebeten, uns ein bisschen was über diesen Klassiker zu erzählen.
 

  • Erinnerst du dich noch, als du den Beat das erste Mal gehört hast?

  • Ja. Es gab vorher nämlich schon eine andere Version – nämlich eine erste Version des Beats, aus dem später »K2« geworden ist. Auf den Beat hatten Jan und ich unsere Texte schon geschrieben. Wenn ich mich richtig erinnere, fand ich den Beat aber nicht so geil. Also hat Jan einen neuen Beat gemacht, ich habe den Text noch etwas umgeschrieben und dann haben wir aus dem anderen Beat damals den Possetrack »K2« gemacht.

  • Wie lange hast du für den Text gebraucht?

  • Damals habe ich nicht so bewusst geschrieben wie heute. Deswegen hatte ich Sachen teilweise nach fünf Stunden fertig. Mit manchen war ich auch gar nicht so zufrieden und habe noch länger an ihnen geschrieben – wobei ich nicht weiß, woran ich das festgemacht habe. (lacht) Ich war damals einfach der Meinung, ich sei der derbste Rapper auf der Welt. Die ganz normalen Attitudes, die man halt damals hatte. 

  • Gibt es eine Line aus dem Text, auf die du besonders stolz bist?

  • Früher war ich sehr stolz auf »Weil ich Tracks übe, lande ich Hits, statt in der Klapsmühle / spiel‘ lieber mit Worten statt Schach, wenn ich mich matt fühle.« Aber es gibt auch so ein paar Sachen, die ich heute kaum noch hören kann. Ich denke da an »Viele wollen chatten und rappen von Hamburg bis Meppen / bauen Tracks in Ketten, wollen ohne Rucksack tracken.« Ich weiß zwar, was ich meine und ich finde es auch voll okay – es ergibt nicht sehr viel Sinn, aber es klingt irgendwie geil. Da denke ich aber heute: Hättest du mal ein bisschen weitergeflext und das Ganze nachvollziehbarer gemacht. 

  • Das Vokabular des Textes – z. B. »hammerhart« oder »am Start« – ist ja in den Jahren danach sehr stark mit euch verknüpft worden. War euch das damals bewusst?

  • Nein. Wir waren jetzt nicht wie Deichkind der think tank für das neue In-Wort des Jahres. (grinst) Wir haben einfach so gerappt, wie man in unserer Clique geredet hat – mit unserem Slang und unserem Humor. Wir haben halt gelernt, dass man im HipHop nichts konstruiert, sondern einfach das macht, was man ist. Dabei hatten wir aber damals schon den Anspruch, dass es richtig knallt und die Beats dick sind, ja, dass das einfach durchdesignt ist. Das lag auch daran, dass wir davor »Flashnizm« gemacht haben, was eigentlich das Gegenteil von »Bambule« war. 

  • Zu »Hammerhart« gab es doch das Video von DJ Mad, wo ihr an unterschiedlichen Locations immer wieder die gleichen Positionen eingenommen habt.

  • Das war zu einer Zeit, wo Mad noch Videos gedreht und viel Freude daran hatte. Man muss dazu sagen, dass Mad halber Autist ist. Er liebt alles, was mit Technik zu tun hat. Und was ihn am Musikvideo-Machen geflashed hat, war eben die Technik. Für das Video sind wir dann nach Teneriffa geflogen, weil man dort sowohl Berge mit Schnee als auch das Meer mit Strand und Sonne hatte. Das war der kreative Höhepunkt von DJ Mad in seiner Karriere als Regisseur – die dann recht schnell ein Ende fand, als der Internetboom kam. Die Musikindustrie war da überhaupt nicht drauf vorbereitet. Als wir »Bambule« herausgebracht haben, schwamm man im Geld. Wenn man da dann ein Videobudget bekommen hat, war das nie weniger als 120.000 Mark – und damit konnte man richtig arbeiten. Da hat Mad sich dann – auch wenn er immer geile Ideen hatte und zum Beispiel das »Fäule«-Video von ihm war – gedacht, dass er ja eigentlich DJ ist und sich wieder darauf besonnen.

  • Wie war das, den Clip das erste Mal im Fernsehen zu sehen?

  • Das war geil. Es war generell eine geile Zeit. Ein Jahr vorher habe ich mich noch tierisch geärgert, wenn ich vorm Fernseher saß und Videos von anderen Leuten gesehen habe. Ich dachte mir immer: »Geil, dass ihr da alle seid. Aber wo sind wir?« Und dann waren wir endlich dabei.