Celo & Abdi »Curse war ein Realkeeper, der sich immer kritisch gegenüber der eigenen Gilde geäußert hat.«

Die Connection zwischen Frankfurt und Minden besteht schon lange: Neben Azad, Tone und Roey Marquis II. ist Curse auch mit Celo & Abdi down. Jan Wehn hat die beiden Frankfurter anlässlich des 15-jährigen »Feuerwasser«-Jubiläums interviewt.

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Zwischen Curse aus dem ostwestfälischen Minden und Rappern sowie Produzenten aus der Main-Metropole Frankfurt bestand stets eine intensive Verbindung: Davon zeugen unter anderem das Silbengemetzel »Auf uns ist Verlass« mit Tone, »Rapresentieren« mit Azad und zahlreiche Kollaborationen mit Roey Marquis II. Die Connection besteht bis heute: Als Celo & Abdi das angeschlagene Genre Straßenrap mit ihrem »Mietwagentape« auf ein neues Level hievten, war Curse in alter Tradition einer der ersten Supporter – und bekam die Liebe und den Respekt seitens des Duos umgehend zurück.

Jan Wehn hat mit den beiden Frankfurtern anlässlich der Feierlichkeiten rund um das 15-jährige Jubiläum von Curse‘ »Feuerwasser« gesprochen. Das Jubiläum wird von der großen, exklusiv von ALL GOOD präsentierten »Feuerwasser 15«-Tour ab November begleitet. Außerdem erscheint am 20. November eine Re-Edition des Curse-Debütalbums. Neben den üblichen CD- und Vinyl-Formaten wird es auch eine limitierte Collector’s Edition geben, in der neben Sechsfach-Vinyl und allerlei Bonus-Material auch das Buch »Warum hört ihr mir eigentlich zu?« enthalten ist, das die Autoren von ALL GOOD geschrieben haben. Diese limitierte »Feuerwasser 15«-Edition kann man ab sofort hier vorbestellen.

  • Wann habt ihr zum ersten Mal etwas von Curse gehört?

  • Celo: Ich habe damals in erster Linie auf Rödelheim Hartreim Projekt und Azad geflasht. Das erste Mal habe ich etwas von Curse mitbekommen, als er als Feature auf dem ersten Azad-Album »Leben« war und die beiden zusammen den Song »Rapresentieren« gemacht haben. Mit seinem Part hat er schon schon Eindruck bei mir hinterlassen. Das war ein Baba-Track und einer meiner Lieblingstracks auf »Leben«. Das Ding war aber: Zu der Zeit habe ich noch gar keine Berührungspunkte mit der Rap-Szene gehabt und nicht selber gerappt. Erst als ich angefangen habe, selber Texte zu schreiben, ist mir auch Curse wieder begegnet. Nämlich auf dem Song »Mehr Tränen« von Olli Banjo und Jonesmann, wo er einen sehr krassen Part hat, der mich mächtig beeindruckt hat. »Mein Vater fragt, was ich verdiene. Was soll ich sagen? / Denn eigentlich fragst du ja nach dem Kontostand bei der Deutschen Bank.« Inhaltlich und lyrisch war das einfach sehr stark, aber auch technisch beeindruckend.

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  • Abdi: Ich habe »Zehn Rap Gesetze« auf VIVA gesehen. Ich habe meistens zusammen mit meinen älteren Geschwistern Fernsehen geguckt. Ich erinnere mich, dass meine Schwester, die zu der Zeit Jura studiert hat, meinte, dass das Video an der Uni in Frankfurt gedreht wurde. Mein Bruder war der Meinung, dass es in einem Theater gedreht wurde. Dann haben die beiden sich darüber gestritten, wo das Video gedreht wurde – diesen Streit verbinde ich bis heute mit dem Video. Ich war 13 Jahre alt und habe zu der Zeit noch gar keinen deutschen Rap gehört. Nach dem Wyclef-Jean-Remix zu »No No No« und »Bug A Boo« von Destiny’s Child, »Satisfy You« von Puff Daddy und R. Kelly und »Irgendwie, irgendwo, irgendwann« von Jan Delay war »Zehn Rap Gesetze« von Curse der erste Song, der mich richtig geflasht hat. Bis dahin gab es für mich in Sachen Rap nur »2001« von Dr. Dre und dieses krasse Video zu »Still D.R.E.« mit den Lowridern.

  • Was hast du von dem Video noch in Erinnerung? 

  • Abdi: Ich fand es krass, dass alle schwarz angezogen waren. Und in dem Video war doch ein Typ mit Oberlippen-Johnny, der wie Azad aussah! Vielleicht war er das auch. Ich kann mich auch noch genau an die zwei Mädels im Video erinnern. Die sahen so lieb aus und die Blonde hat so geil mit dem Kopf genickt. Irgendwie wirkte die gar nicht so, als wäre sie aus der Szene. Ich dachte, Curse würde sie vielleicht vom Studieren kennen. Ich fand es halt krass, dass man im Video keine Crackbitch, sondern eine schöne Blonde gesehen hat, die vielleicht Lehramt oder so studiert hat. Die anderen Leute sahen alle auch total lieb aus. Oft fühlt man sich, wenn man Musik hört, ja auch bedroht. Zu DMX hätte ich zum Beispiel nicht »Du Hurensohn!« gesagt. Aber das Video zu »Zehn Rap Gesetze« hatte überhaupt nichts Bedrohliches an sich. Curse hätte man, so habe ich das empfunden, doch schon mal seine Meinung sagen können.

  • Ist dir eines der Gesetze im Kopf geblieben?

  • Abdi: Die Nummer 8, wo Curse die Breakdancer, DJs und Writer erwähnt. Mein Bruder hat zu der Zeit gesprüht und fand das natürlich geil. Ich könnte das jetzt als mein eigenes Zitat verkaufen, aber mein Bruder hat neulich zu mir gesagt: »Curse war ein Realkeeper, der sich immer kritisch gegenüber der eigenen Gilde geäußert hat.« Nummer 10 fand ich auch krass, weil das eine richtige Ansage war.

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  • Wie fandest du das Album dann?

  • Abdi: Das Album selbst habe ich dann gar nicht gehört. Aber »Hassliebe« hat mich sofort an Prodigy erinnert. Da habe ich mir gedacht: »Krass, Curse ist auf dem Mobb-Deep-Flash!« Curse hat einfach richtigen Rap gemacht und mich mit seinem Style sehr an so Leute wie Tone erinnert, der ja auch aus Frankfurt kam.

  • Wie habt ihr euch denn eigentlich kennengelernt?

  • Celo: Curse hatte bei 1Live eine eigene Sendung, wo er an einem Tag über die Zukunft des deutschen Straßenrap gesprochen und den Azzlackz Props gegeben hat. Zu dem Zeitpunkt war gerade erst das »Mietwagentape« von uns draußen. Kennengelernt haben wir uns dann in der Sendung »VieJetzt?!«, wo ich die Ehre hatte, ihm während unserer schauspielerischen Einlage eine Flasche über den Kopf zu schlagen. (lacht) Curse war und ist einfach ein netter und bescheidener Typ. Kennst du das, wenn man jemanden beim Arbeiten in der Zigarettenpause kennenlernt? So locker war das auch mit ihm.


  • Die exklusiv von ALL GOOD präsentierte »Feuerwasser15«-Tour startet am 20. November in Minden. Tickets gibt’s hier.

    Ebenfalls am 20. November erscheinen die verschiedenen Re-Editions von »Feuerwasser 15«. Die limitierte Collector’s Box enthält unter anderem das 100-seitige, von ALL GOOD geschriebene Liner-Notes-Buch »Warum hört ihr mir überhaupt zu?«  – hier geht’s zur Vorbestellung.