You were on point – ein Nachruf auf Phife Dawg

PhifeDawg

»I introduced Tip to the game, while he introduced me to the paper«, sagte Phife Dawg einmal über die Gründungstage von A Tribe Called Quest. Auch wenn dies Malik Taylors einziger Verdienst geblieben wäre, hätte man dieser Tage allen Grund traurig zu sein. Am Dienstag verstarb der Rapper von A Tribe Called Quest im Alter von 45 Jahren an den Folgen seiner langjährigen Diabetes-Erkrankung.

Auch wenn ihn die folgende Aussage leider kleiner macht, als er ohnehin schon war: Phife Dawg war der beste Partner-in-Rhyme, den es jemals gab. Natürlich war Q-Tip immer der bessere Rapper, der talentiertere Künstler, der größere Star – die Magie von A Tribe Called Quest und damit ihr wahrscheinlich einzigartiger Einfluss auf HipHop hätte es ohne Phife nicht gegeben. Jede Line von Tip, die ein klein wenig über das Ziel hinausschoss, balancierte Phife aus, für jeden Streber-Spruch gab es eine Sport-Analogie. Tip wollte immer ein Artist sein, Phife immer nur ein Rapper. The Abstract hier, The Assassin dort. Gemeinsam gelang ihnen eine perfekte Symbiose, die bei zwei Rappern selten zuvor und noch seltener danach funktionierte. Einen Hauch dieser blinden Harmonie vermittelt die Dokumentation »Beats, Rhymes & Life«, die vor ein paar Jahren von US-Schauspieler Michael Rapaport gedreht wurde. In einer Szene stimmen Tip und Phife zu »The Chase Pt. II« eine Choreografie ein und tanzen dabei mühelos synchron, in lässiger Harmonie, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

In seiner unprätentiösen Art, seiner grundsätzlich sympathischen Überheblichkeit ist Phife für einige der besten Einstiege, die es je im Rap gab, verantwortlich. Wie er auf »Buggin‘ Out« reinkommt, ist auch 25 Jahre (!) später phänomenal: »Yo, microphone check one, two, what is this? / The five foot assassin with the roughneck business«. Punkt. Auf dem gleichen Song findet sich eine Line, die Phifes Persona – gerade im Zusammenspiel mit dem weit philosophischeren, afrozentristisch-spiriturellen Q-Tip – nahezu perfekt auf den Punkt bringt: »I never walk the streets, think it’s all about me/ Even though deep in my heart, it really could be«.

Tyler, The Creator, Mos Def, Talib Kweli, Common, The Roots, Kendrick Lamar, Pharrell Williams, Kanye West – alle wären ohne Tribe, also auch ohne Phife nicht die gleichen. Oder, wie es an anderer Stelle zu lesen war: »A Tribe Called Quest mattered to everyone.«

Aus seiner Krankheit hat Phife Dawg, der »funky diabetic«, nie ein Geheimnis gemacht. 2008 spendete seine Frau ihm eine Niere. Auch wenn es nie offen ausgesprochen wurde, stand die Re-Union-Tour Ende der Nullerjahre offensichtlich im Zeichen eines gesundheitlich angeschlagenen und deswegen in Geldnöten steckenden Phifes. In einer offiziellen Pressemitteilung von A Tribe Called Quest hieß es zum Tod: »It was no secret about his health and his fight. But the fight for his joy and happiness gave him everything he needed.« Wir werden nie wieder das Glück haben, A Tribe Called Quest gemeinsam, in absoluter Perfektion zu erleben.

Rest in Power, Phife Dawg, you were on point. All the time.

Bild: Tobias »Phyreworx« Hoffmann