Stubenhacker: Die machen ganz was anderes.

Stubenhacker

Hin und wieder gibt es ihn im, oder – je nach Verlauf der persönlichen Genre-Gemarkungslinien – auch außerhalb von deutschem HipHop: den Überraschungsmoment. Den echten, besonderen, den ganz anderen Überraschungsmoment. Denjenigen Überraschungsmoment, der nicht nur ein eh schon vorhandenes Modell von Rap eindrucksvoll auf das sogenannte »next level« befördert, sondern einem etwas originär Neues, respektive: anderes vorsetzt. Dafür bedarf es, so will es die Logik, eben keines noch aufwändigeren Videos, keiner noch ausdrücklicheren Authentizität und keinesfalls noch mehr gebrochener Tabus oder Herzen – kurzum: nichts von all dem, was aktuell eh schon hallenfüllend funktioniert. Sondern einfach mal wieder: was ganz was anderes.

Exakt das macht aktuell der Hamburger »Stubenhacker« zusammen mit seinem »Hack Pack« und dem treffend betitelten Song »Was anderes«: Stubenhacker, der Typ mit Herr-Sorge-Gedenkzylinder, Vocoder-Stimme und drei Handys statt Gesicht, eine sehr nach Das Bo klingende Klopapier-Mumie namens Jim Pressing, ein auf minimal-geniales Trommelspiel reduzierter Waber-Beat von einem aus dem Nichts auftauchenden Paukisten namens Routing von Sends – verpackt in ein irritierend gutes Video, verortet irgendwo zwischen Poltergeist und der WDR-Übertragung des Kölner Karnevals. Bitteschön:

Raptechnisch eröffnet das nun freilich keine neuen Horizonte, tatsächlich nähert es sich stellenweise sogar gefährlich der Grenze zum Banal-Peinlichen, aber: Das ist in Summe trotzdem so gut gemacht, bricht so herrlich mit eingeschliffenen Seh- und Hörgewohnheiten und kommt – artsy hin, fartsy her – mit so viel Selbstvertrauen und Lebendigkeit daher, dass ich es zumindest meiner Auffassung von HipHop gerne einen Mosaikstein hinzufügen lasse. Und sei es – die Halbwertszeiten von Klamauk sind bekanntermaßen kurz – nur für den Moment.

Die Stubenhacker-Gang veröffentlicht kommenden Dienstag ihre Gratis-EP »Telefonterror«. Darauf finden sich neben »Was anderes« und dem, äh, expliziten »Spiel mir das Lied vom Kot« sechs weitere Songs, die man sich bedenkenlos reintun kann, sofern man von (absichtlich schiefem) Auto-Tune, (absichtlich gradem) Gesang sowie anderweitiger Experimentierfreudigkeit im Kinderzimmer-Productions’schen Sinne nicht generell Ausschlag bekommt. Es wird dort unter anderem hart mit »Deutschem Soul« abgerechnet. Alle Infos zum Release findet man auf der Facebook-Seite von Stubenhacker.