Chance The Rapper ist sehr, sehr einsam mit einer Kakerlake

Chance The Rapper

Vor ziemlich genau einem Jahr veröffentlichte Chance The Rapper sein Free-Download-Mixtape »Acid Rap«. Hunderte Rapper veröffentlichen täglich Free-Download-Mixtapes. In den meisten Fällen passiert gar nichts. Chance The Rapper jedoch brachte damit seine Karriere ins Rollen. Der MC aus Chicago tourte durch die USA und Europa, er kollaborierte mit James Blake, Skrillex, Childish Gambino und Justin Bieber und gilt – alles andere als unverdient – als der Rap-Newcomer des letzten Jahres. Chance The Rapper hätte allen Grund, am einjährigen Jubiläum seines Mixtapes ein Fass aufzumachen. Er könnte Fanfaren erklingen lassen und guten Gewissens die Geschichte von der Game-Übernahme erzählen. Er macht es aber nicht. Es mag an seiner aktuell nicht ganz so optimalen gesundheitlichen Verfassung liegen – oder aber Chance ist tatsächlich der grandios eigenwillige Rapper, den man bereits auf »Acid Rap« liebgewonnen hat.

Zum Einjährigen spendiert Chance uns also einen Song, ganz ohne Geprahle und Gepose: »I Am Very Very Lonely« ist eine Art Drake-Move – die zur Musik gewordene Beschwerde über das süße Leben an der Spitze. Nur eben durch und durch Chance The Rapper. Im vergangenen Jahr gab es für ihn wenig, über das er sich beschweren könnte. Außer die vermaledeite Einsamkeit. Auf zurückgelehnten Tönen seiner Live-Band Social Experiment croont er von der Tristesse aus kalter Pizza, Küchengerät-Reparaturen und »Kakerlake« genanntem Rauchmittel.

Zudem hat »I Am Very Very Lonely« Stoner-Sofa-Träume, »König der Löwen«-Referenzen, Chances herrliches Gekrächze und Gequietsche und Lines wie:

»I guess I’ll file the cabinets, fix the dishwasher, tonight / Feed the fishes twist a swisha while I mix the pasta tonight. / Tube socks white briefs gold wrist watch tonight / On the sofa posted perfect selfie picture posture tonight.«

Ziemlich großartig also.