Rapper’s Rapper #9:
Cr7z über Kool Savas

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Zwei Jahre nach »An7ma« veröffentlicht Cr7z mit »Sieben Weltmeere« heute sein zweites offizielles Studio-Album. 2013 schon adelte der King of Rap himself den 58Muzik-Schützling für dessen Substanz: »Jetzt im Moment ist der einzige deutsche Rapper, den ich höre, tatsächlich Cr7z.« und nahm ihn ein Jahr später kurzerhand unter die Fittiche seiner Bookingagentur Essah Entertainment – ein Grund, warum wir bis 2015 auf Neues von Cr7z warten mussten. »Ich habe 80% meiner künstlerischen und musikalischen Energie in meine Liveauftritte gelegt, weil es mir so wichtig war, Savas nicht zu enttäuschen.« Zeit, ein Loblied an den zurückzugeben, der nicht nur Schreibtechnik und Flow, sondern auch die Live-Performance des Rosenheimer Rappers maßgeblich beeinflusst hat.

»Als ich damals angefangen habe zu rappen, war eben dieses WBM-Album mit Taktlo$$ rausgekommen. Das war damals noch eine verrückte Zeit, in der wir das im Wald gehört und Whiskey und Bier dazu getrunken haben. Wir haben die Sachen zum Feiern und wegen der lustigen Punchlines gehört. Als Savas dann mit ›King of Rap‹ auf dem Plattenpapzt-Album um die Ecke kam, habe ich erst gemerkt, dass da noch viel mehr dahinter ist.

Er hat einen unglaublich krassen On-Point-Flow, den ich bis dato noch gar nicht so realisiert hatte. Ich habe damals alles Mögliche gehört, wie Absolute Beginner, Freundeskreis, Samy Deluxe, Afrob, Feinkost Paranoia – aber die waren alle ein bisschen quer durch den Beat. Die hatten zwar coole und lustige Reime, aber alle keine konstante, gute Technik – inklusive mir. Ich bin auch immer durch den Beat gebrettert, habe zwar versucht, Kettenreime zu bringen, aber das hat irgendwie nie was genützt – bis ich gemerkt habe, dass man das auch mit Konzept machen kann. Savas war der erste Rapper, bei dem ich realisiert habe, wie es auch klingen kann, auf Deutsch zu rappen. Daran habe ich mich in der folgenden Zeit versucht zu orientieren. Am Anfang habe ich mir damit wahnsinnig schwer getan, weil das wirklich was mit purer Mathematik zu tun hat. Wenn du eine Line hast, kannst du jede Silbe auf die Hi-Hats setzen.

Rakim hat das in ›The Art of Rap‹ sehr schön erklärt: Er hat sich fürs Schreiben Punkte aufs Blatt gemacht – 16 Punkte nach unten, quasi einen 16-Zeiler, aber auch 16 Punkte nach rechts. Dadurch bekommt man eine Achse, an der man sich orientieren kann. So schreibe ich auch meine Texte – aber nur, weil Savas damals in ›King of Rap‹ schon so gerappt hat. Inzwischen habe ich mich über dieses Raster hinaus entwickelt, aber es hat mir sehr dabei geholfen, meine Texte zu schreiben und eine Struktur in meine Tracks zu bekommen. Das ist ein Grundstein, den Savas unter anderem bei mir gesetzt hat: Konstantes Rappen. Und damit kannst du natürlich auch arbeiten: Du kannst die 16 Punkte halbieren, dann bist du in diesem Doubletime-Raster. Im Endeffekt ist beim Texteschreiben alles Mathematik. Das fand ich damals faszinierend und finde ich heute noch faszinierend. Savas ist, was den Rap-Flow betrifft, bis heute ungeschlagen.

Was bei ihm außerdem so besonders ist: seine krasse Energie. Die hat er schon auf den Tracks transportiert. Dazu hat er auch die passende Stimme. Eine unvergleichbare Stimme. Kein Zweiter hat nur annähernd eine solche Stimme. Aber nachdem ich jetzt auch persönlich mit ihm in Kontakt stehe und ihn auf der Märtyrer-Tour live erlebt habe, habe ich mir auch Inspiration von ihm geholt, wohin man sich live entwickeln, wie krass man abgehen, was man alles in seine Show einbauen kann. Es ist unglaublich, wie viel auch da berechnet ist und mit was man spielen kann. Savas‘ Kreativität ist einfach unbeschreiblich. Er ist definitiv ein Vorbild für mich – von der reinen MC-Seite aus: Master of Ceremonies. Savas ist im wahrsten Sinn des Wortes ein MC. Er weiß, wie man die Zeremonie antreibt und was man tun muss, damit die Leute einen guten Abend und Spaß haben.«