Rapper’s Rapper #10:
Scu über Method Man

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»Der alte Mann und das Flair« heißt das heute erscheinende Solo-Album von Ex-L.P.- und Verrückte-Hunde-MC Scu – und der Titel ist Programm: Der Berliner macht mit seinem eigenen Sound-Entwurf keinen Hehl daraus, dass sein Ideal von Rap mit den Neunzigern geboren und auch zu Grabe getragen wurde. Und so verwundert es nicht, dass auch sein persönlicher Nummer-1-MC auf eben jener Platte debütierte, die HipHop im November ‘93 von New York aus aus den Angeln hob.

»Einen Rapper zu nennen, der mich bis heute von allen am meisten beeinflusst oder beeindruckt hat, fällt mir tatsächlich ziemlich schwer, da ich bestimmt von vielen etwas mitgenommen habe. Wenn ich mich allerdings für einen entscheiden muss, dann für den frühen Method Man! Ich bin mit der ersten Wu-Tang-Clan-Scheibe ›Enter The Wu-Tang (36 Chambers)‹ auf ihn gestoßen. Die Platte hat mich definitiv vom Releasetag an bis heute am meisten abgeholt. 1993, als die Platte rauskam, habe ich gerade zwei bis drei Jahre Rap gehört und dann kam auf einmal dieses Album aus dem Nichts. Das war revolutionär für mich. Die Platte war so was von dreckig und kompromisslos, das kannte ich bis dato eigentlich nur von meinen Hardcore- oder Punk-Scheiben, die ich noch zu meiner Skaterzeit gehört habe. Mit ›Enter The Wu-Tang (36 Chambers)‹ hat für mich dann eigentlich alles erst richtig begonnen. Der Sound hat mir den ersten richtigen Flash auf HipHop verpasst, von dem ich damals erstmal zwei Jahre nicht mehr runtergekommen bin.

Eigentlich hab ich fast alle MCs auf der Platte zu Tode gefeiert, doch Method Man hat für mich immer noch ein wenig herausgeragt, weil ich vor allem seinen Flow damals extrem gefühlt habe. Sowieso spielt dieser Punkt, also der Flow eines MCs, eine wirklich sehr entscheidende Rolle für mich. Seitdem ich Method Man das erste Mal gehört habe, habe ich, was das angeht, einen kleinen Tick mitbekommen. Der Flow eines Rappers steht für mich daher irgendwie immer über allen anderen Elementen. Da kann mir einer die beste Story erzählen – die wird leider nicht bei mir ankommen, wenn der Künstler meiner Meinung nach sein Instrument – in diesem Fall die Zunge – nicht beherrscht. Bei mir kommt erst der Flow, dann die Skills und Styles und dann der Inhalt. Da bin ich ein wenig ignorant.

Der frühe Method Man ist für mich, was die Fertigkeiten eines MCs angeht, bis heute eigentlich das Maß aller Dinge. Er hatte diesen derben Flow, die Skills, einen eigenen freshen Style, eine krasse Stimme und eine Außendarstellung, die ich einfach völlig gefeiert habe. Ein kompletter MC für mich, da er auch live immer ziemlich abgerissen hat. Dazu kam diese natürliche Naivität, mit der er seine Tracks umgesetzt hat – und der Hunger, der damals allerdings den gesamten Clan ausmachte. Ein Grund, warum ich oft die ersten Alben eines Künstlers mit Abstand am meisten feier, hat etwas mit dem Hunger eines Künstlers zu tun. Wenn der Hunger nicht mehr zu hören ist, steige ich nicht selten aus.

Den Solotrack ›Method Man‹ auf der ›36 Chambers‹ habe ich so dermaßen oft zu Hause in meinem Kellerzimmer gepumpt, man kann es heute noch auf dem Vinyl sehen. Das Video zum Song hab ich mir ’94 von ›VIVA Freestyle‹ mitgeschnitten, auf VHS kopiert und mir danach täglich mehrmals gegeben. Für mich ist es bis heute eines der besten Rap-Videos. Die Location total verranzt und die Wu-Tanger in freshen Klamotten alle auf der Höhe ihrer Performance-Künste.

Als dann sein erstes Soloalbum ›Tical‹ rauskam, war für mich endgültig alles vorbei. Ich hätte kaum einen Beat davon selbst gepickt, Method Man hat jedoch aus diesen sehr eigenen und dunklen Instrumentals einfach unglaubliche Songs gemacht. Nur mit seiner einzigartigen Stimme, seiner Art, Songs zu schreiben und seinen Rap-Styles. Das macht für mich einen außergewöhnlichen Rapper aus! Die ersten Geschichten mit Redman fand ich auch noch sehr gut, aber irgendwann bin ich dann ausgestiegen. Die ›Tical‹ und die ›36th Chambers‹ befinden sich übrigens bis heute in meiner MP3-Playlist! Aus meinem Leben einfach nicht wegzudenken.«